Tirana - Aus Protest gegen Verzögerungen bei Entschädigungszahlungen für eine Inhaftierung während des Kommunismus hat sich in Albanien zum zweiten Mal in dieser Woche ein Mann selbst angezündet. Der ehemalige politische Gefangene habe sich in der Hauptstadt Tirana mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt, berichteten Augenzeugen am Mittwoch. Der 47 Jahre alte Familienvater wurde nach Angaben eines Arztes mit Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert.

Bereits am Montag hatte sich ein früherer Mithäftling aus Protest angezündet. Er wurde ebenfalls mit Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht. Beide zählen zu einer Gruppe von 20 Menschen, die während des Kommunismus wegen politischer Vergehen inhaftiert wurden und sich seit Tagen im Hungerstreik befinden. Mit dem Protest wollen sie erreichen, dass die Regierung unverzüglich alle Opfer des Kommunismus mit 2.000 Lek (14 Euro) für jeden Tag in Haft entschädigt. Die albanischen Behörden gehen davon aus, dass mehr als 11.000 ehemalige Gefangene bereits eine erste Rate der Entschädigung erhalten haben.

Unter der kommunistischen Führung des langjährigen Diktators Enver Hoxha wurden rund 100.000 Albaner getötet, inhaftiert oder in Arbeitslager geschickt. Hoxha regierte Albanien von 1944 bis 1985 mit eiserner Hand. (APA, 10.10.2012)