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Sehr gute Chancen auf den Friedensnobelpreis werden heuer allgemein zwei russischen regierungskritischen Organisationen zugesprochen. Svetlana Gannuschkina und die von ihr mitbegründete renommierte russische Menschenrechtsorganisation Memorial wurden bereits in den vergangenen Jahren mehrfach nominiert und als aussichtsreiche Anwärterin gehandelt. Memorial war 1988 als erste unabhängige Menschenrechtsorganisation der damaligen Sowjetunion gegründet worden und kämpft unter anderem für eine Rehabilitierung der Opfer des Stalinismus und die Lage der Menschenrechte im Kaukasus. Die renommierte Bürgerrechtsgruppe wurde bereits wiederholt mit internationalen Preisen, zum Beispiel mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. In Russland selbst steht sie immer wieder unter Druck und wehrt sich derzeit gegen ein Gesetz, wonach alle vom Ausland unterstützte Nichtregierungsorganisationen künftig als "Auslandsagenten" eingestuft werden.

Foto: REUTERS/Denis Sinyakov

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Auch Alexej Wenediktow (rechts), der Chefredakteur des bekannten kremlkritischen Radiosenders Echo Moskwy, findet sich auf der Shortlist Haprvikens. Es wäre das erste Mal, dass Medien den begehrten Friedensnobelpreis zugesprochen bekämen.

Foto: dapd

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Möglich wäre auch, dass die Auszeichnung wie im Vorjahr erneut nach Afrika geht. Der nigerianische Erzbischof der Hauptstadt Abuja, John Onaiyekan, und der liberale muslimische Sultan von Sokoto im Norden Nigerias, Alhaji Muhammad Sa'ad Abubakar (im Bild erchts neben Angela Merkel bei einem Treffen religiöser Führer in Abuja), könnten für ihren Einsatz für den interreligiösen Dialog in Nigeria geehrt werden.

Foto: REUTERS/DuetscheBundesregierung/Jesco Denzel

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Für gut denkbar hält Harpviken auch, dass die Auszeichnung der stets umstrittenen Friedens-Kategorie gar an Burmas Staatschef Thein Sein geht. Eine solche Entscheidung würde zweifelsohne zahlreiche Kontroversen auslösen, weil der Friedensprozess in Burma noch sehr fragil ist. Aber das Nobelpreiskomitee hat immer wieder betont, dass der Preis nicht nur etwas für Heilige sei. Auch frühere Entscheidungen wie etwas jene an US-Präsident Barack Obama zu Beginn seiner Amtszeit 2009, waren umstritten. Thein Sein, der als Regierungschef der Militärjunta einst das Böse verkörperte, ist im vergangenen Jahr zum Reformer geworden. Er söhnte sich mit den Rebellen fast aller ethnischen Minderheiten aus, ließ Hunderte politische Gefangene frei und demokratische Grundrechte und Wahlen zu.

Foto: REUTERS/Soe Zeya

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Medienangaben zufolge sind auch die kubanische Organisation Frauen in Weiß ("Las Damas de Blanco"), sowie der ebenfalls kubanischen Oppositionelle Oscar Elias Biscet nominiert.

Foto: REUTERS/Joe Skipper

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Unter den Favoriten sind außerdem wie bereits im Vorjahr der frühere US-Präsident Bill Clinton, der deutsche Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl und die EU. Insgesamt sind für den Friedensnobelpreis sind nach Medienangaben heuer 231 Kandidaten nominiert. Vorschläge für den Friedensnobelpreis kann jedes Mitglied eines nationalen Parlaments oder einer Regierung sowie eines internationalen Gerichts machen, außerdem Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie sowie die Leiter von Friedensforschungsinstituten und ähnlichen Organisationen.

Zu den diesjährigen Anwärtern gehört auch die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko, der aber keine Chancen eingeräumt werden. Auch Bradley Manning, der US-Soldat, der von Washington für die Weitergabe Hunderttausender Botschaftsdepeschen an die Enthüllungsplattform Wikileaks verantwortlich gemacht wird, ist nominiert aber chancenlos.

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Die Entscheidung des Nobelkomitees wird am Freitag bekanntgegeben. Verliehen wird der Preis am 10. Dezember in Oslo. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von acht Millionen Schwedischen Kronen (rund 900.000 Euro), nachdem die Dotierung heuer um 20 Prozent gekürzt wurde. Im vergangenen Jahr wurden erstmals seit der ersten Vergabe 1901 drei Frauen gemeinsam ausgezeichnet. Das Komitee ehrte die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und ihre Landsfrau Leymah Gbowee sowie die Journalistin Tawakkul Karman (Bild) aus dem Jemen. Johnson Sirleaf und Gbowee wurden für ihr Engagement zur Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia geehrt. Karman war eine der treibenden Kräfte bei dem vor allem von jungen Leuten getragenen Volksaufstand im Jemen. Bisher wurden auch zwei Österreicher geehrt, das ist allerdings mehr als hundert Jahre her: 1905 Bertha von Suttner und 1911 Alfred Hermann Fried. (APA/red, derStandard.at, 11.10.2012)

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