Mit ihrem internationalen Besteller "Längengrad" wurde Dava Sobel 1994 weltberühmt und sorgte für einen Boom bei historischen Wissenschaftsbüchern. Damals erzählte sie von John Harrisons exakten Zeitmessern und wie dieser den Wettlauf um die präzise Navigation gewann. Nach einem Buch über die Planeten kehrt Sobel wieder zu einem historischen Stoff zurück, der aber sehr viel bekannter ist als der von "Längengrad".

Die US-Wissenschaftsautorin widmet sich in "Und die Erde stand still" nämlich Nikolaus Kopernikus und den Geschichten hinter seiner revolutionären Theorie, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Sobel geht es dabei aber weniger um die eigentlichen Erkenntnisse des großen Astronomen als um den turbulenten Kontext, in dem sie nach 1500 entstanden. Die Leser erfahren also überraschend viel über kränkelnde Bischöfe, raubgierige Deutschordensritter und Pachtverträge in der historischen Provinz Ostpreußen.

Kopernikus zögerte mit der Veröffentlichung seiner Theorie, die erst knapp vor seinem Tod erschien, fast zu lange. Wie bedeutend "De Revolutionibus Orbium Coelestium" war, zeigt Sobel an einem Detail: Bis heute existieren mehr als 600 Exemplare der ersten beiden Auflagen dieses wahrhaft revolutionären Werks. (tasch, DER STANDARD, 10.10.2012)