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Bei Heriberto Lazcano (hier auf einem undatierten Archivfoto) handelt es sich um den zweitmächtigsten Drogenboss in Mexiko.

Foto: REUTERS/Courtesy of the Procuraduria General de la Republica

Mexiko-Stadt - Die mexikanische Armee hat nach eigenen Angaben den Drogenboss Heriberto Lazcano nahe der Grenze zu den USA getötet. Der Anführer des mächtigen Zeta-Kartells soll bei einer Schießerei im Bundesstaat Coahuila im Norden des Landes ums Leben gekommen sein. Damit wäre den Behörden der bisher entscheidendste Schlag im Krieg gegen die mächtigen Drogenclans gelungen.

Laut Armeeberichten waren zunächst Soldaten von einem Auto aus mit Granaten und Schusswaffen beschossen worden. Bei dem folgenden Feuergefecht wurden zwei Mitglieder der Zetas getötet. Erste forensische Untersuchungen hätten darauf hingewiesen, dass es sich bei einem der beiden Getöteten um Lazcano handelt. Nach dem Gefecht seien unter anderem ein Granatenwerfer und zwölf Granaten beschlagnahmt.

Kopfgeld für "The Executioner"

Lazcano, der auch "The Executioner" genannt wurde, zählt zu den meistgesuchten Verbrechern weltweit. Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (3,86 Millionen Euro) auf den Kartellboss ausgesetzt, die mexikanische Regierung zusätzlich eine Prämie von 2,6 Millionen Dollar (2,01 Mio. Euro). Nur die Ergreifung von Joaquin "Shorty" Guzman, Chef des Sinaloa-Kartells, würde für die Regierung einen noch größeren Erfolg in dem seit sechs Jahren dauernden Kampf gegen Drogen darstellen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Armee hatte in der vergangenen Woche verstärkt im Bundesstaat Coahuila patrouilliert, nachdem kurz davor der Neffe des ehemaligen Gouverneurs Humberto Moreira getötet worden war. Die Ermordung von Jose Eduardo Moreira galt als Vergeltungsaktion der Zetas, weil diese in Gefechten mit Sicherheitskräften schwere Verluste erlitten hatten.

Blutiger Kampf um Nachfolge

Sollte sich der Tod von Lazcano bestätigen, droht ein blutiger Kampf um die Nachfolge. Wie der Risikoexperte Alberto Islas erklärt, könnte vor allem die Industriestadt Monterrey im Norden Mexikos von schweren Auseinandersetzungen um Territorien erfasst werden. Nach Angaben mexikanischer Ermittler haben sich Lazcano und der andere Kartellchef Miguel Trevino Morales alias "Z-40" entzweit. Der Machtkampf soll sich durch die ganze Mafiaorganisation ziehen.

Zuvor hatten die mexikanischen Behörden die Festnahme eines weiteren führenden Mitglieds von "Los Zetas" bekannt gegeben. Salvador Alfonso Martinez Escobedo soll unter anderem für ein Massaker an 72 illegalen Einwanderern im August 2010 verantwortlich sein. Der auch "Comandante Ardilla" genannte wurde am Montag gemeinsam mit fünf weiteren Verdächtigen der Presse vorgeführt. Den Angaben zufolge wurden die Männer am Samstag in der Grenzstadt Nuevo Laredo im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas gefasst. 

Gespickt mit ehemaligen Elitesoldaten

"Los Zetas" hat große Teile des Nordens und Ostens von Mexiko im Griff. Das von früheren Elitesoldaten gegründete Kartell ist bekannt dafür, dass es seine Feinde köpft und zerstückelt. "Los Zetas" wurden ursprünglich als bewaffneter Arm des Golf-Kartells gegründet, bevor sie sich vor zwei Jahren selbstständig machten. Seit dem Bruch herrscht zwischen den beiden Banden ein blutiger Krieg um die Kontrolle der Schmuggelrouten in die USA.

Erst Ende September hatten die mexikanischen Behörden ein weiteres Führungsmitglied von "Los Zetas", Ivan Velazquez Caballero alias "Z-50", gefasst. Auf ihn war ein Kopfgeld von umgerechnet rund 1,8 Millionen Euro ausgesetzt. Seit der scheidende Präsident Felipe Calderon bei seinem Amtsantritt im Dezember 2006 die Armee gegen die Drogenbanden einsetzte, wurden bereits mehr als 60.000 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg getötet. (Reuters/APA/red, der Standard.at, 9.10.2012)