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Andreas Ivanschitz ist links in der Offensive gesetzt. Bei Mainz kickt er zentral als eine Art Freigeist, Marcel Koller könnte diesbezügliche Überlegungen anstellen. Ivanschitz ist alles recht.

Foto: APA/Neubauer

Bad Tatzmannsdorf - Schaut der Burgenländer Andreas Ivanschitz im Burgenland vorbei, dann sagt er pflichtgemäß: "Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen." So selten sind Heimatbesuche nicht. Das Nationalteam wird nämlich vom Burgenland gesponsert, und es bereitet sich als Gegenleistung in der Metropole Bad Tatzmannsdorf seit Montag auf die WM-Qualifikationsspiele gegen Kasachstan vor.

Der 28-jährige Ivanschitz ist unter Marcel Koller eine fixe Größe, nicht nur das unterscheidet den Schweizer von Vorgänger Dietmar Constantini. Bei seinem Verein Mainz ist Ivanschitz auch sehr wichtig. Fachmagazine und Kommentatoren loben seine Leistungen, seine Übersicht, seine Effizienz. "Ja, es läuft gut bei mir. Noch glücklicher bin ich, dass wir jetzt im Verein die nötige Ruhe haben." Die Mainzer haben in den vergangenen vier Partien neun Punkte gehamstert, auch der Beitrag von Julian Baumgartlinger ist nicht zu unterschätzen. Er rennt pro Partie zwölf Kilometer, räumt ab. Ivanschitz ist dafür zuständig, dass der Ball im Tor landet. Für fünf der sieben Treffer war er verantwortlich, zweimal als Schütze, dreimal als Vorbereiter. "Für einen Offensivspieler ist die Torbeteiligung wichtig, das stärkt das Selbstvertrauen."

Und dann beschäftigt er sich mit Kasachstan (147. im Ranking), sagt, dass es "die Kleinen im Fußball nicht mehr gibt". Möchte man aber selbst größer und WM-Teilnehmer 2014 in Brasilien werden, "dürfen sie uns nicht im Weg stehen. Wir unterschätzen sie nicht, nehmen die Herausforderung an. Wir wissen, was auf uns zukommt. Aber wir brauchen aus dem Doppel sechs Punkte."

Trainiert wird vor der Partie am 12. Oktober ausschließlich auf Kunstrasen, denn in Astana ist das Gras unecht. Danach und bis zum 16. Oktober ist wieder Natur angesagt, denn im Wiener Happel-Stadion ist das Gras einfach nur Gras. Ivanschitz: "Die Anpassungszeit in Bad Tatzmannsdorf sollte reichen. Man muss direkt auf den Fuß spielen, weniger in die Tiefe."

Koller hat punkto Belag keinerlei Bedenken. "Gute Fußballer sind überall gut. Es liegt nicht an der Beschaffenheit der Halme, nicht am Flutlicht und auch nicht an der Zeitdifferenz von vier Stunden. Es liegt ausschließlich an der Einstellung und an der Einhaltung der Grundprinzipien."

Und es hängt vom Toreschießen ab. Daran hapert es ein bisserl. Koller wollte nicht von einer "österreichischen Krankheit" sprechen, obwohl er das 1:2 gegen Deutschland direkt und Rapids 0:2 in Charkiw indirekt erlebt hat. "Überall wird manchmal das leere Tor verfehlt." Man werde in der Vorbereitung "an der Entschlossenheit" arbeiten. "In jedem Training muss die Spannung bei Schussübungen extrem hochgehalten werden. Es geht darum, dass man die Geilheit hat, das Tor zu machen."

Geduld, Geduld

Diesbezüglich zählt Ivanschitz zu den Geilsten, er hat am Samstag das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf vorbereitet. Die anderen Offensivkräfte hatten am Wochenende quasi torfrei, Marc Janko durfte nur vier Minuten für Trabzonspor stürmen. Koller sagt: "Ich werde mit ihm weiter Geduld haben." Dass zum Beispiel Marko Arnautovic in sieben Partien für Werder Bremen null Mal genetzt hat, sei kein Beinbruch. "Das Nationalteam ist doch eine ganz andere Welt. Alle Spieler kommen gerne her, und alle können gut Fußball spielen."

Ivanschitz wird im Burgenland auch "den Kopf" trainieren. "Gegen Deutschland ist man automatisch bis in die Haarspitzen motiviert. Gegen Kasachstan ist der Aufwand größer." Ungewöhnlich sei, "dass ma innerhalb weniger Tage gleich zweimal auf denselben Gegner trifft. Der ÖFB wollte das? Okay, dann passt es schon." Was gegen Kasachstan sicher nicht passieren darf: "Dass wir das leere Tor verfehlen." (Christian Hackl, DER STANDARD - 9.10. 2012)