Wien - Große Ereignisse werfen nicht nur ihre Schatten voraus, oft haben sie auch Nachwehen. Das erfährt gerade die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) rund um die Immobiliengesellschaft Europolis, die sie im Juni 2010 an die CA Immo verkauft hat. Abgeschlossen wurde der Deal Anfang 2011. Jetzt ringen ÖVAG und CA Immo freilich erneut um Geld und Details: Die CA Immo hat ein internationales Schiedsverfahren angestrengt, die Schiedsrichter für beide Seiten sind bereits ernannt worden.

Die CA Immo will mit diesem Verfahren Gewährleistungsansprüche gegenüber der Verkäuferin durchsetzen - die Bank wollte diese Ansprüche so ohne Weiteres nicht anerkennen. Um rasend viel Geld geht es dabei aber nicht: dem Vernehmen nach um rund zehn Millionen Euro.

Gekauft hat die CA Immo die Europolis mit ihrem Osteuropa-Immobilien-Vermögen im Wert von rund 1,5 Mrd. Euro um 272 Mio. Euro. Und: Die Transaktionsbedingungen waren, aus Käufersicht, recht kommod. Denn die CA Immo zahlte nur die Hälfte des Preises gleich, die zweite Hälfte hat Verkäuferin ÖVAG für fünf Jahre, bis Jänner 2016, gestundet. Dazu gewährte die ÖVAG, die angesichts ihrer finanziellen Schräglage schon damals dringend Tochtergesellschaften versilbern musste, dem Käufer für fünf Jahre 75 Mio. Euro an Nachrangkapital. Und: Die Bank hat jene Kredite in der Höhe von rund 500 Mio. Euro, mit denen sie ihrer Ost-Immobilientochter bis dahin unter die Arme gegriffen hatte, um weitere fünf Jahre verlängert.

Der Europolis-Deal kam 2010 unter ÖVAG-Chef Gerald Wenzel zustande; inzwischen ist die ÖVAG teilverstaatlicht. Die Investkredit-Tochter Europolis war der ÖVAG 2005 durch den Kauf der Investkredit zugewachsen. In der Bank bestätigt man, dass in Sachen Europolis ein Schiedsverfahren eingeleitet worden ist. (Renate Graber, DER STANDARD, 9.10.2012)