Bild nicht mehr verfügbar.

Harald Dobernig, der befürchtet, dass es in Kärnten zu viele Slowenen gibt, trägt laut Namensforscher Pohl einen "nordslowenischen" Nachnamen.

Foto: APA/Gindl

Der Kärntner Finanzlandesrat Harald Dobernig (FPK) findet, dass Angehörige der slowenischsprachigen Minderheit keine echten Kärntner seien. "Man hat bereits den Eindruck, dass in Kärnten mehr Slowenen als richtige Kärntner leben", sprach Dobernig am Samstag. Dobernig? Woher stammt dieser Name eigentlich? derStandard.at hat bei dem emeritierten Universitätsprofessor Heinz-Dieter Pohl von der Universität Klagenfurt nachgefragt.

Der Befund des Experten: "Dobernig" kommt von dem slowenischen Wort "Dober", das so viel wie "Klamm" oder "Schlucht" bedeutet. Zu Deutsch würde "Dobernig" also "Klammer" heißen.

Nordslowenisch

Pohl hat sich eingehend mit Namen beschäftigt, die auf Slowenisch mit -nik und auf Deutsch mit -nig(g) enden. Ein besonderes Charakteristikum des "karanta nischen" Slowenischen beziehungsweise des Alpenslawischen sind gerade die zahlreichen Hof- und Familien namen auf -nig(g), slowenisch -nik. Diese sind in den heute deutsch sprachigen Gebieten Kärntens, Osttirols, des Salzburger Lungaus und der Steiermark weitaus häufiger als im slowenischen Kerngebiet selbst. Sie können deshalb als "nordslowenisch" bezeichnet werden.

Dieses Wortbildungselement ist laut Pohl auch heute noch produktiv. In der slowenischen Ortsnamenforschung komme es vor allem in Hofnamen und häufig davon abgeleiteten Familiennamen sowie in Bergnamen vor. Dass dieses Suffix gerade im deutsch-slowenischen Durchdringungsgebiet in Österreich besonders häufig ist, spreche für eine gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen, sagt Pohl. Die slowenischen -nik-Namen entsprechen hier semantisch genau den deutschen Namen auf -er. Als Beispiele nennt der Namenforscher Moser-Blatnik, Ebner-Ravnik, Rauter-Laznik/Laßnig/Lassnig.

Parallelentwicklung durch Zweisprachigkeit

Das könne man als Ergebnis einer Parallelentwicklung unter den Bedingungen weit verbreiteter Zweisprachigkeit sehen, so Pohl. Beide Sprachgemeinschaften haben hier einen gemeinsamen semantischen Typus mit jeweils eigenem Sprachmaterial geschaffen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 8.10.2012)