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Der ehemalige Papstdiener Paolo Gabriele bei der Urteilsverkündung am Samstag.

Foto: EPA/L'OSSERVATORE ROMANO

Alles perfekt nach Plan: Pünktlich zum Beginn der größten Bischofssynode der Kirchengeschichte am Sonntag ist die Vatileaks-Affäre vorerst vom Tisch. Wenige Stunden vor Beginn wurde der untreue Kammerdiener des Papstes zu 18 Monaten Haft verurteilt.

Das "im Namen seiner glorreich regierenden Heiligkeit Benedikt XVI." verkündete Urteil sah drei Jahre Haft vor, die wegen mehrerer Milderungsgründe auf die Hälfte reduziert wurden. Eine Begnadigung Paolo Gabrieles durch den Papst steht laut dessen Sprecher bevor - bis dahin bleibt er in seiner Wohnung im Hausarrest. Es wird erwartet, dass der Vatikan dem Familienvater nun einen unauffälligen Arbeitsplatz anbietet. Als Gegenleistung müsste der 46-Jährige auf verlockende Angebote verzichten, ein Enthüllungsbuch zu publizieren.

Das Gerichtsverfahren klammerte nach dem Geständnis Gabrieles alle wesentlichen Aspekte der Vatileaks-Affäre aus. Ungeklärt bleibt die Frage, ob der Kammerdiener wirklich allein oder im Auftrag anderer gehandelt hat. Das Gericht hat keine der sieben Personen angehört, von denen der Kammerdiener nach eigenen Angaben "beeinflusst" wurde.

Der Untersuchungsbericht der dreiköpfigen Kardinalskommission zu der Affäre bleibt unter Verschluss. Unaufgeklärt bleiben zudem illegale Ermittlungen der vatikanischen Gendarmerie auf italienischem Staatsgebiet - etwa eine Hausdurchsuchung in Castel Gandolfo ohne Genehmigung der italienischen Justiz. Aber nach Überzeugung von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hat das Gericht ein "sehr ausgewogenes Urteil" gefällt.

Unbelastet von der nunmehr beigelegten Vatileaks-Affäre, konnte Benedikt XVI. am Sonntag die allgemeine Bischofssynode eröffnen, an der 300 Oberhirten aus aller Welt teilnehmen. Bis 28. Oktober wollen sie gemeinsam neue Wege der Verkündigung erörtern. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, wie die Kirche den Glauben in der Ära der Globalisierung weitergeben kann. Zum Auftakt der Synode erhob der Papst die deutsche Mystikerin Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 8.10.2012)