Wien - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will in dem von einer grün-roten Koalition regierten Bundesland vormachen, wie die Energiewende gelingen kann. Bei einer Veranstaltung wandte sich der erste grüne Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes am Donnerstag in Wien gegen eine Abkapselung im Bereich Energie: "Autarkie ist unsinnig."

Der Ersatz überwiegend fossiler durch großteils erneuerbare Energien sei vergleichbar mit der ersten industriellen Revolution. "Wir brauchen den europäischen Verbund, ein Rückfall in nationalstaatliches Denken ist da unangebracht", sagte Kretschmann.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich (VP) hingegen hat erst jüngst wieder betont, dass Österreich bis 2050 energieautark gemacht werden soll.

Kretschmann, der ein Bundesland mit zehn Mio. Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 360 (Österreich: gut 300) Mrd. Euro regiert, sieht in der Energiewende deutlich mehr Chancen als Risiken. Höhere Strompreise hätten bewirkt, dass deutsche Unternehmen frühzeitig auf Energieeffizienz gesetzt und so einen Technologievorsprung herausgeholt haben. Befürchtungen, Strom werde wegen der Energiewende dramatisch teurer, entbehrten jeder Grundlage. Energieintensive Unternehmen seien von der Ökostromumlage großteils ausgenommen und profitierten zusätzlich von der dämpfenden Wirkung des Wind- und Solarstroms auf den Börsenpreis. (stro, DER STANDARD; 6./7.10.2012)