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In der idealen Welt sind gute Finanzvorstände vier in einem: Als Begleiter liegt ihr Fokus im Rechnungswesen, im Risikomanagement, im Cashmanagement und in der Finanzierung. Dazu haben sie die entsprechenden Fachkompetenzen und sind firm in Compliance-Fragen, können mit internen und externen Stakeholdern kommunizieren, kümmern sich aktiv als Vorbild um Wertemanagement.

Als Maschinisten sind sie auf Effizienz und auf die Serviceebenen fokussiert. Ihre Kompetenzen dafür: Sie kennen das Geschäftsmodell, erkennen und managen operative Risiken, haben das Kostenmanagement im Griff (wofür sie aktive Change-Manager sind), verfügen über sehr gute Software-Systemkenntnisse. Da sie an der Spitze einiger Mangelberufe (etwa Buchhalter) sitzen, sollten sie Talente gut erkennen, entwickeln und führen können.

Als Strategen bringen sie die interne und externe Finanzperspektive in strategische Entscheidungsprozesse ein, schaffen die Verbindung zwischen Strategie und Umsetzung und haben dabei möglichst kein Problem im Umgang mit Unsicherheiten.

Als Katalysatoren sorgen sie für die disziplinierte Umsetzung strategischer Entscheidungen in enger Zusammenarbeit mit anderen Funktionen - etwa der Personalabteilung -, sind Sparringpartner für den Vorstandschef.

Das klingt, als wäre es fast zu viel für einen Menschen. Es gebe schon solche, sagt Gundi Wentner, Partnerin der Deloitte Human Capital, "aber nicht jedes Unternehmen braucht auch in allen vier Dimensionen 'leading edge'".

Insgesamt sei aber - auch noch einmal beschleunigt durch das wirtschaftliche Umfeld, Stich-wort Finanzierungsklemme, fehlende Fachleute - die Rolle der finanzchefs viel internationaler geworden, habe größeren Gestaltungsauftrag und sei deut- lich grenzüberschreitender hinsichtlich anderer Funktionen im Unternehmen geworden, vor al- lem hin zu den Human Ressources.

Da bankenunabhängige Finanzierung im Gefolge der härteren Eigenmittelvorschriften für Geldinstitute (Basel-Bestimmungen) ein größeres Thema wird und Kapitalbeschaffung via Unternehmensanleihen ein für viele neuer Weg ist, sind Finanzchefs auch kommunikativ ganz anders gefordert, müssen - etwa mit ihren Anleihengläubigern - intensiver kommunizieren. "Das bringt CFOs auf die Bühne, das heißt aber auch, dass sie von außen zur Rede gestellt werden", so Deloitte-Partnerin Margareta Holz.

Zudem halte das Leadership-Thema vor diesem Hintergrund Einzug in den Finanzbereich. Also auch da eine Erweiterung.

Also ein echter Männerjob? Ganz und gar nicht, so Margareta Holz. Zwar seien auf dem Börsenparkett und in den ganz großen Unternehmen Frauen noch nicht in dieser ersten Reihe, "aber sie kommen schon nach. Und sehr viele haben einen Background aus der Wirtschaftsprüfung, da ist sehr viel in Bewegung."

Teilweise richten Firmen ihre Recruitingpolitik auch klar auf Frauen aus. Wentner pro domo: "Wir bei Deloitte nehmen auch pro Mann zwei Frauen auf." (kbau, DER STANDARD, 6./7.10.2012)