Vatikanstadt - Im Prozess um die "Vatileaks"-Enthüllungen will das vatikanische Gericht an diesem Samstag das Urteil sprechen. Der angeklagte Ex-Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, hatte gestanden, vertrauliche Dokumente aus den päpstlichen Gemächern kopiert und weitergegeben zu haben. Der Prozess endet nach nur vier Verhandlungstagen noch vor dem Start einer wichtigen Bischofssynode.

Sollte das Gericht der Anklage folgen und den 46-Jährigen wegen schweren Diebstahls verurteilen, drohen ihm bis zu vier Jahre Haft. Es wird aber erwartet, dass der Papst den Vater dreier Kinder im Falle eines Schuldspruchs begnadigt.

Gabriele sagte vor Gericht, er habe keine Mittäter gehabt und kein Geld bekommen. Den Anklagevorwurf des schweren Diebstahls wies er zurück. Er fühle sich jedoch schuldig, das Vertrauen missbraucht zu haben, das Benedikt XVI. ihm entgegengebracht habe.

Vor dem Urteil sollen Anklage und Verteidigung ihre Plädoyers halten. Zudem wird Gabriele Gelegenheit zu einem Schlusswort gegeben. Erneut werden nur acht Journalisten im Gerichtssaal zugelassen sein, die anschließend ihre Kollegen informieren.

Das Gericht ist mit drei weltlichen Richtern besetzt, hochkarätige italienische Juristen. Die kirchliche Aufarbeitung der Affäre läuft getrennt - dafür hat der Papst eine Kardinalskommission eingesetzt. Deren Erkenntnisse flossen aber nicht in den Prozess ein.

In der "Vatileaks"-Affäre waren monatelang geheime Dokumente an die Öffentlichkeit gelangt; eine Vielzahl veröffentlichte der Autor Gianluigi Nuzzi in seinem Buch "Sua Santita" (Seine Heiligkeit). Immer wieder wurde spekuliert, Gabriele habe nicht alleine gehandelt. (APA, 5.10.2012)