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Auf Skye gibt's Menhire zum Selberpflücken. Doch den "Old Man of Storr" (im Hintergrund) ließ der MacLeod-Clan lieber stehen und besorgte der Insel ein zusätzliches Wackelstein-Wahrzeichen.

Foto: Gavin Hellier/Robert Harding World Imagery/Corbis

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Nächster internationaler Flughafen ist Glasgow. Flüge z. B. mit klm.com, britishairways.com, airfrance.com. Weiter nördlich und etwas näher liegt der Flughafen Inverness (British Airways). Weiterreise per Mietwagen sowie Fähre der Gesellschaft Caledonian MayBrayne. Optionale Weiterreise zu den benachbarten Hebrideninseln North Uist sowie Harris von Uig im Norden Skyes - Reservierungen ratsam!

Wer die Fähre versäumt, erreicht Skye auch über die Skye Bridge. Infos über Fahrpläne und diverse Rund-Ticket-Optionen zum Island-Hopping: calmac.co.uk. Weitere Informationen beim offiziellen Tourismusamt visitbritain.com.

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Besonders dicht konzentrieren sich kulinarische Adressen im Nordwesten von Skye. Stein Inn, die älteste Gaststätte der Insel, serviert im gleichnamigen Ort Stein seit 1790 Gerichte wie Skye Scallops in Oatmeal - Jakobsmuscheln in Hafermehlmantel.

Daneben liegt das weithin gerühmte Fischrestaurant Loch Bay - berühmt für unverfälschten Zubereitungsstil. Mehr Auszeichnungen fuhr dennoch The Three Chimneys ein - neben herausragender Küche bietet es eine Fünf-Sterne-Unterkunft. Perfekte Abrundung: Eine Führung in der Talisker Distillery in Carbost.

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Gleich mehrere Museen erzählen von Skyes Geschichte und Traditionen. Dunvegan Castle, der Stammsitz der MacLeods, heißt Besucher willkommen. Auch der zweite Clan unterhält ein Museum: Clan Donald Skye. Die auf der Halbinsel Trotternish gelegene Freilichtstätte des Skye Museum of Island Life informiert über das harte Leben der einstigen Landpächter. Ein Tipp für Kinder ist das preisgekrönte Glendale Toy Museum. Noch lebhafter sind die Isle of Skye Highland Games in Portree. Nächster Termin: 7. 8. 2013.

Skye ist eine felsige Angelegenheit, an geologischen Extravaganzen herrscht kein Mangel. Und selbst aus eingedickter Nebelsuppe lassen sich auffällige Brocken herausfischen. "The Old Man of Storr" ist so ein Fall: eine 50-Meter-Felsnadel, die die samtgrünen Weiden von Trotternish durchbohrt. Sie ist typisch für die Hangrutschungen, die Skyes Norden prägen. Wenn harte Basaltschichten auf bröseligem Sedimentgestein zu liegen kommen, tun sie das nicht auf Dauer. Auch nicht an einem von der Zeit verlassenen Flecken im Westen Schottlands.

Weiter südlich sticht der höchste Gipfel der Black-Cuillins-Kette heraus, dessen grobkörniges, vulkanisches Gabbro-Gestein tief im Erdinneren entstand. Sgurr Alasdair heißt er, und seine steile Geröllrinne, die diabolische Great Stone Chute, ist schottische Knöchel-Verstauch-Legende.

Fast beliebig ließe sich diese Liste der logischen Namen für geologische Formationen verlängern: Wer in den Red Hills wandert und womöglich stürzt, beißt eben auf Granit. Und der Kilt Rock im Nordosten von Skye ist an sich schon selbsterklärend: Bei der Schottenrock-Klippe legt sich ein ganzes Stück Steilküste in adrette Basaltfalten - schöne Grüße aus dem Tertiär!

Die Männer, die Skyes MacLeod-Clan vor dem Jahr 2000 losschickte, suchten allerdings einen ganz besonderen Stein. Immerhin ging es ja auch um ein besonderes Projekt. Eines, das man nicht alle Tage angeht, sondern eher nur alle tausend Jahre - die Errichtung eines neuen Menhirs.

Neue Requisiten für die Kelten

Beim "Millenium Memorial Stone" handelt es sich um jenen steinernen Druidenfinger, der zuletzt in New-Age-Kreisen aufzeigte: als mystisches Cover-Requisit gälischer Folk-Bands und in der Kelten-Tourismuswerbung. Normalerweise könnte Skyes Angebot diese Nachfrage eigentlich decken: mit gleich mehreren prähistorischen Brochs (Turmbauten), Überresten von zwölf Cairns (Grüfte) und vielen piktischen Symbolsteinen. Doch hier werden der Landschaft offensichtlich auch jüngere monolithische Denkmäler verpasst.

Folgt man den Spuren der Millenium-Menhir-Errichter, liegen Skyes interessantere Stationen praktischerweise am Weg. Denn fündig wurde der Clan erst ganz im Süden. Dort, wo sich die Insel weich unter jene Nebeldecke kuschelt, die ihr den Namen Eilean a' Cheò eintrug, Nebelinsel. Kontraproduktive Stätten, wie die Talisker Bay mit der gleichnamigen Whisky Distillery, ließen die Männer von MacLeod lieber aus.

Stattdessen fiel die Wahl auf die Gegend um Dun Ringill, einer kleinen Halbinsel beim Loch Slapin. Und auf einen tauglichen Stein, der nach den alten Regeln vom Fundort, einem Flussbett, abtransportiert wurde. "Nach alten Regeln", das heißt: im Winter, wegen des dann vorteilhaften Wasserstandes.

Im Finish halfen vereinte Schottenstärke und ebenso feste Taue. Gut, dass das Motto des MacLeod Clans "Hold fast" - also in etwa "Bleibt standhaft" - lautet. Denn eines sollte bis zum Gipfel des Drum-na-Creige, dem Zielgebiet des Kultsteins im Nordwesten Skyes, keinesfalls zusammengehen: Menhir und Motorkraft.

Wer heute von Dunvegan den "Two Churches' Walk" zu den Ruinen von St. Mary's hinaufspaziert, sieht sofort: Monolith-Übung gelungen! Der fünf Meter lange, fünf Tonnen schwere Jung-Menhir ist längst an seinem Posten. An einem in alte Geschichten eingesponnenen Ort wie Skye wiegt das mehr, als man vielleicht glaubt.

Zelle oder Kapelle

Kilmuir heißt die Gegend ringsum. Und auch die hat irgendwie mit alten Steinen zu tun. Nämlich mit jenen der Kirchruine an einem romantischen Flecken mit starken Grabinschriften zwischen dichten Farnen. Das gälische Mhuire steht da für Mary, Kil für Zelle oder Kapelle. Und beides zusammen für jene Tage, als auf Skye christliche Schotten und alteingesessene Pikten im 6. Jahrhundert aufeinandertrafen - meistens mit nach unten gesenkten Köpfen.

Blickt man von St. Mary in Richtung Meer, kann man sehen, wie die Sache weiterging. Dunvegan Castle liegt da, der Stammsitz des MacLeod-Clans, der hier seit siebenhundert Jahren residiert und der gelegentlich die weltweit verstreute Sippe zusammentrommelt - respektive zusammendudelsackpfeift. Bagpiper-Solisten wie Euan MacCrimmon Frontman der "Spirit of Scotland Pipe Band" sind dann zu hören. MacCrimmon? Ach ja, da klingelt etwas. Dieser Name taucht auch hinter St. Mary's Farnwedeln auf: Es sind die Dudelsackpfeifer des MacLeod-Clans.

Man sieht: Auch Menschen zählen zum Urgestein der zerklüfteten schottischen Insel - neben den vielen Spuren verlassener Dörfer, die Skyes Wanderwege prägen und die so an den wirtschaftlichen Niedergang erinnern, den das Ende der Seetang-Produktion mit sich brachte.

Als Kelp - der Rohstoff für Seife, Bleichmittel und Ähnliches - Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode kam, verfielen tausende Höfe. Wer als Pächter blieb, wurde oft wenig später von feudalen Großgrundbesitzern vertrieben. Denn nun machten Skyes Lairds mit Wolle Kohle.

Meditation über die Halbinsel

Die Schafe sind auch heute noch da, meditieren über einen Ort, der für viele ein Minikontinent ist und für andere noch nicht mal eine echte Insel - seit Skye durch eine Brücke mit dem festländischen Kyle of Lochalsh verbunden wurde.

Doch darüber blickt man besser hinweg. Nimmt im Zweifelsfall die Fähre vom festländischen Mallaig nach Armadale und steuert jenseits des Sound of Sleat den von Palmen bestandenen "Garten von Skye" an. Er gilt zugleich als eine Hochburg der schottisch-gälischen Sprache: An der südlichen Halbinsel Sleat am College Sabhal Mor Ostaig wird sie gepflegt - und immerhin von einem stolzen Drittel der 9200 Einwohner Skyes sogar noch gesprochen.

Schottlands größte Hebrideninsel hat mehrere solcher Überraschungen auf Lager, bei denen Zeit keine wesentliche Rolle spielt - oder eben doch. Da wäre noch die Geschichte des Colin Aitkin, der bloß flache Steine zur Unterlage eines Picknicks wenden wollte - und darunter den am besten erhaltenen Stegosaurus-Ellbogen der Paläontologenwelt entdeckte.

Dann ist wieder die Royal Commission on the Ancient Monuments am Zug - etwa wenn eine tausendjährige Wikinger-Werft gefunden wird - samt Kanal und steinerner Kaimauer wie zuletzt am Loch na h-Airde. Dabei ist dieses Wasserloch an sich schon ein Juwel: ein schwarzblaues auf einer Halbinsel mit dem lautmalerischen Namen Rubh an Dunain.

Gutes Essen von MacDonald

Ferner werkt hier Keith Jackson, der auf seiner Orbost Farm "Eisenzeitschweine" züchtet: Sie sind das Resultat einer Rückzüchtung, ermöglicht durch die Kreuzung von Haus- und Wildschwein. Allerdings werden sie prompt und schmackhaft verwurstet: zu sogenannten "Iron Age Pig Sausages",

Heidekraut-Honig, handgemachtes Shortbread, traditionell geräucherter Lachs, die Kompotte und Marmeladen von Calina MacDonald zeigen, wohin Skyes kulinarische Reise in Zukunft geht. Den Labelnamen "Calina's Conserves" haben sich die MacDonalds, Skyes zweiter großer Clan, dafür schon einverleibt.

Zwischenzeitlich gönnte man sich hier aber auch einige Takte "Oak 'n' Roll": mithilfe der Rolling Stones. Sie ließen auf Skye rund 2800 Bäume pflanzen, um die Kohlendioxid-Belastung, die ihre Welttournee verursacht, zu kompensieren. Dass alte rollende Steine einen kleinen Wald wachsen lassen, war jedenfalls auch auf Skye eher neu. (Robert Haidinger, Album, DER STANDARD, 6.10.2012)