Radha (li.) und Sridharan "Roger" Bhashyan betreiben ein original Hernalser Schutzhaus am Heuberg.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Ab 17 Uhr stets auch mit südindischer Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Sridharan Bhashyan, den hier alle Roger rufen, arbeitet seit 26 Jahren im Schutzhaus am Heuberg, 14 davon als Kellner, nunmehr zwölf Jahre als Pächter. Sein Deutsch hat eine markant hernalserische Melodie angenommen, und auch sonst scheint der Mann mit dem Schnauzbart bestens akklimatisiert. Stammgäste, die das Lokal schnell einmal bis auf den letzten Tisch in Beschlag nehmen, werden aufs Amikalste begrüßt, der Schmäh darf auch in derberen Tonarten rennen.

Eigentlich stammen Sridharan und seine Frau Radha aus Madras im Süden des Subkontinents, sie sind Brahmanen und strenge Vegetarier - tagein, tagaus Schweinsbraten und Wiener Schnitzel zu servieren, darf man sich da als besondere Herausforderung vorstellen. Das ändert aber nichts an der herzlichen Atmosphäre, die das Schutzhaus auf eine Art brummen lässt, dass sich manch Promiwirt wohl eine Scheibe abschneiden wollte. Für die Wiener Küche zeichnet, ebenfalls seit Jahrzehnten, Elisabeth Mysyk verantwortlich. Speziell Boeuf Stroganoff genießt offenbar einen Ruf wie Donnerhall im Grätzel.

Für die ureigene Küche der Bhashyans, die vom Würzduft des Subkontinents erfüllte Welt der Currys, Dosas und Pakoras nämlich, blieb da lang ganz wenig Platz. Nur zweimal im Jahr setzte der Wirt ein indisches Buffet aufs Programm. Seit August aber ist das anders.

Seinen Traum leben

"Es hat einfach sein müssen, irgendwann will man seinen Traum auch leben, ned wahr", sagt Sridharan Bhasyan. Seine Frau Radha steht seitdem immer ab 17 Uhr in der Küche - und was dann rauskommt, spielt schlicht in einer eigenen Liga. Indische Küche hat man in Wien (mit Ausnahme des Pavilion am Naschmarkt) so noch nicht kosten können. Nicht etwa weil hier in aufgezwirbelter Weise mit dem Erbe der Heimat umgegangen würde, sondern weil Bhasyan das Repertoire auf eine Art pflegt, wie es andere Wiener Inder offenbar nicht draufhaben.

Klassischer Paneer-Käse etwa wird selbstverständlich hausgemacht und mit pikant abgeschmecktem, durch Kokosmilch statt Rahm ins Duftig-Luftige transponiertem Spinat serviert. Kurma mit Gemüse ist so meisterlich mit seinen Gewürzen (Kardamom!) verwoben, dass man für Wochen kaum an etwas anderes denken mag. Die knusprigen Reismehlpalatschinken Dosa sind von einer Qualität, die mutmaßlich auch in Madras für Aufsehen sorgen würde - am Heuberg versetzt sie einen in ungläubige Euphorie. Dass die nichtvegetarischen Currys vergleichsweise weniger inspiriert sind, erscheint nicht nur dem Wirten logisch: "Da kann meine Frau nur nach Gefühl würzen, die vegetarischen hingegen kann sie kosten!" (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 5.10.2012)