Minsk - "Wir werden ein bisschen feiern, müssen aber jetzt weiter hart arbeiten. An der Favoritenstellung der Bayern in der Gruppe ändert sich aber nichts." Diesen Trost sprach Aleksandr Hleb aus, der Starkicker von BATE Borisow, der weiland in der deutschen Bundesliga bei Stuttgart und Wolfsburg gewirkt und am Mittwoch mit den Weißrussen die Bayern mit 3:1 besiegt hatte. Borisow hatte zum Auftakt schon Lille geschlagen, führt die Gruppe F mit dem Punktemaximum an.

Und bei den Bayern hängt der Haussegen schief. Schuld daran ist nicht einmal der Ausrutscher in Minsk. "Ich glaube, es macht keinen Sinn, zu kritisch zu sein", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge dazu. Was nachwirkt, ist die Kritik von Sportvorstand Matthias Sammer, der in aller Öffentlichkeit gemeint hatte, die Bayern seien am vergangenen Samstag beim 2:0 gegen Werder Bremen, beim sechsten Saisonsieg im sechsten Ligaspiel, "letschert" aufgetreten. "Das ist Populismus, und den können wir nicht gebrauchen", konterte Trainer Jupp Heynckes nach der Niederlage gegen Borisow. "Ich weiß aus Erfahrung, dass es ganz wichtig ist, die Dinge in geschlossenen Räumen zu artikulieren." Heynckes betonte, seine Zusammenarbeit mit Sammer sei sehr gut, hinter der Meinungsverschiedenheit stecke "nichts Persönliches gegen Matthias". Sammer hätte die Dinge intern ansprechen und nicht den Weg über die Medien gehen sollen.

An der Behauptung des ehemaligen DFB-Sportdirektors, sein Verbalangriff sei mit Heynckes abgesprochen gewesen, darf nun zumindest gezweifelt werden. In Minsk verteidigte er sich mit der Aussage, seine Wortwahl sei " völlig harmlos" gewesen. Präsident Uli Hoeneß stellte sich - ganz Diplomat - in der Sache auf die Seite des Sportvorstands, ohne allerdings seinem Chefcoach in den Rücken zu fallen. Angesprochen auf das verbale Geplänkel der Vorgesetzten versuchten sich auch die Spieler in Diplomatie. "Ich habe mich überhaupt nicht darüber geärgert. Das ist sein gutes Recht", sagte Kapitän Philipp Lahm. Toni Kroos: "Sammer wurde auch dafür geholt. Es ist sein Recht, das zu kommentieren, genauso hat der Trainer das Recht." (sid, red, DER STANDARD 04.10.2012)