In der ARD-Sendung Farbe bekennen wurde der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück gefragt: "Herr Steinbrück, Sie sind der älteste Kanzlerkandidat der SPD. Warum muten Sie sich das zu?" Steinbrück: " Ehrgeiz, Eitelkeit, Bestätigung - so wie es beim Durchschnitt der Zuschauer auch gelagert ist."

Ehrgeiz, Eitelkeit, Bestätigung? Was Steinbrück da mit norddeutscher Knappheit und gefährlicher Selbstironie hervorstieß, würde einem österreichischen Politiker nie, nie, niemals über die Lippen kommen. Noch dazu mit der Anmerkung, dass der Durchschnitt der Zuschauer, auch keine anderen, womöglich edleren Motive hat.

Hierzulande würde die Antwort ungefähr so ausfallen: "Ähhm ... dem Volk dienen ... betrachte es als große Ehre und Verpflichtung, mich voll und ganz für die Anliegen des kleinen Mannes einzusetzen ... für Österreich da sein ... Unter Hintanstellung aller persönlichen Überlegungen, denn wenn ich und meine Parteifreunde eines wollen, und zwar im Gegensatz zum politischen Gegner, dann ... ähmm ... also jedenfalls ... in diesem Sinne ... in der großen Tradition unserer Gesinnungsgemeinschaft, also jedenfalls ... wie ich schon früher Gelegenheit hatte, festzustellen ... also, ja."

Und in der Stronach-Version: "Wüllst außigehen mit mia?"

Und in den Krawallblättern stünde tags darauf: "Politiker macht Seelen-Striptease!" (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.10.2012)