Kardinal Schönborn mit Hirtenbrief: ein Ja zur Kirche im Jahr des Glaubens - aber ein deutliches Nein zu heiklen Reformen.

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Linz - "Wir sind im Gespräch, wir teilen die gemeinsame Sorge um unsere Kirche. Aber wir haben unterschiedliche Lösungsansätze. Damit ist wohl zur Pfarrerinitiative genug gesagt." Kardinal Christoph Schönborn steckte am Mittwoch gleich zu Beginn der Präsentation des jüngsten Hirtenbriefes der österreichischen Bischöfe die Themenbereiche klar ab. Ein bisschen "ungehorsam" durften die anwesenden Journalisten aber dann doch sein.

Vor allem, weil die Bischöfe den unliebsamen Mitbrüdern in ihrem Hirtenwort ein eigenes Kapitel widmen. Unter dem Titel "Reformstau" erteilt man aber den Reformern neuerlich eine Absage. "Wir wollen aber nicht verschweigen, was vielfach uns gegenüber und auch öffentlich gesagt wird: dass es eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit der Situation der Kirche und besonders mit 'der Kirchenleitung', mit uns Bischöfen und mit Rom, gibt", heißt es im Hirtenwort. Viele Menschen hätten den Eindruck, es bewege sich nichts: "Andererseits haben wir Bischöfe immer wieder deutlich gesagt, dass ein 'Aufruf zum Ungehorsam' nicht unwidersprochen hingenommen werden kann." An eine Kirchenspaltung glaubt der Kardinal aber nicht. Vielmehr sieht Schönborn die Chance auf eine Einigung: Das "Jahr des Glaubens" könnte eine Chance sein, " gemeinsam aus scheinbaren oder wirklichen Sackgassen herauszufinden".

Helmut Schüller, Initiator der Pfarrerinitiative, zeigt sich im Gespräch mit dem Standard deutlich weniger optimistisch: "Einen Gesprächstermin mit der Bischofskonferenz gibt es immer noch nicht. Und im Hirtenbrief steht überhaupt nichts Neues. Man nimmt die Reformwünsche des Kirchenvolkes weiter nicht ernst." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 4.10.2012)