Studienanfänger Jakob Balassa (20) vor der Uni für Bodenkultur in Wien, wo er im Oktober sein Studium begonnen hat.

Foto: Der Standard/Urban

Sabrina Zehetbauer (18) ist zuversichtlich, mit Transkultureller Kommunikation den richtigen Studiengang gewählt zu haben.

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Wien - Küche, Zimmer, Kabinett und zwei WG-Besitzer, die einen Untermieter suchen. Mit 15 anderen Anwärtern wartet Jakob Balassa (20) im Gang auf Einlass zur Besichtigung eines Zimmers, zentrumsnah gelegen im 9. Wiener Gemeindebezirk. Schnell werden Küche, Bad und besagt-begehrtes Zimmer besichtigt, und wieder versammelt man sich im Gang. "Stört es, wenn ich täglich Cello spiele?", fragt Balassa in die Runde. "Überhaupt nicht, google mal unsere Namen", kommt es zurück, und siehe: Die beiden WG-Gründer sind selbst Musiker und Balassa gleich nach seiner ersten Besichtigung deren neuer Mitbewohner. Der gebürtige Innsbrucker hat seinen Wohnsitz nach Wien verlegt, wo er seit Oktober Wasserwirtschaft und Kulturtechnik an der Universität für Bodenkultur studiert.

Auch die 18-jährige Sabrina Zehetbauer aus Wien beginnt mit diesem Semester ihr Studium der Transkulturellen Kommunikation, ohne jedoch hierfür die Stadt zu wechseln. Sie ist eine der insgesamt 12.300 Erstsemestrigen, die diesen Herbst an der Uni Wien inskribieren, der größten im deutschsprachigen Raum.

Angesichts der anstehenden Umstellung ist sie etwas nervös, aber dennoch zuversichtlich, die richtige Studienwahl getroffen zu haben. Zehetbauer fängt unmittelbar nach ihrer Matura zu studieren an. Laut der aktuellen Studierenden-Sozialerhebung beginnen drei Viertel der Studienanfänger innerhalb von zwei Jahren nach dem Schulabschluss mit dem Studium. 25 Prozent hingegen entschließen sich nicht sofort für ein Studium, sondern lassen sich mehr als zwei Jahre Zeit.

Studium oder Kochlehre

Auch Balassa hat die Entscheidung Studium oder Kochlehre einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Nach der Absolvierung des Wehrdienstes hat er sich für acht verschiedene Studiengänge, von Architektur bis Philosophie, vorangemeldet. Aus seinem konfrontativ geplanten Studieneinstieg sei dann aber nichts geworden, "weil ich mich entschlossen habe, ein Jahr zu pausieren" - um zu reisen, nach Spanien und in die Türkei. Eine Freiheit, die man sich auch leisten können muss: "Ich hatte das Glück, von meinem Großvater finanziell unterstützt zu werden", sagt Balassa.

Schlussendlich hat er durch eine Beratung zu seinem Studium gefunden. Zwar habe sie ihm nicht mehr über seine Interessen veraten, "als ich schon davor wusste", aber ihm sind dabei unzählige Fächer vorgestellt worden. Laut der Sozialerhebung ist, wie bei Balassa, das wichtigste Motiv hinter der Studienwahl das Interesse am Fach. Für zwei Drittel, wie auch für Zehetbauer, ist die Aussicht auf einen guten Job zweitwichtigster Grund. Ohne Abschluss schätzt sie ihre Berufschancen als "eher gering" ein.

Neben der Entscheidung der Studienwahl stellen sich einem absoluten Beginner Herausforderungen organisatorischer Art in den Weg. Balassa und Zehetbauer sind sich einig: Der Weg durch den Dschungel der Unibürokratie verlangt einem ein gerüttelt Maß an Ausdauer und Routine ab - unterstützt wurden dabei beide von ihren Geschwistern die auch Studien absolviert haben.

Wie das Studium genau verlaufen wird, haben weder Balassa noch Zehetbauer bis ins Letzte geplant. Sie hat sich vorgenommen, den Bachelor in Mindeststudiendauer zu absolvieren, für ihn ist das kein Muss: Zuerst eine Basis aufbauen, den Bachelor abschließen und dann "weiterschauen". Dafür hat er sich das Ziel gesetzt: "So wie sich ein Sportler Kondition aufbaut, will ich meinen Kopf trainieren, um mich in meinem Studium entfalten zu können." (Selina Thaler, DER STANDARD, 4.10.2012)