Moskau - Vor dem Hintergrund mehrerer Pannen in der russischen Raumfahrtbranche hat ein prominenter Kosmonaut eine schlechte Nachwuchspolitik angeprangert: Während die USA aus 6.000 Bewerbern im Jahr für ihr Raumfahrtprogramm auswählen könnten, gebe es in Russland gerade einmal 350 Interessenten, sagte Andrej Borissenko. Ein großes Problem für angehende Kosmonauten seien niedrige Gehälter sowie schlechte Lebensbedingungen in der Ausbildung.

Aber schon davor setzen laut Borissenko die Mängel ein: "Leider haben viele nicht das nötige Wissen, das für künftige Weltraumerforscher nötig ist." Schuld sei etwa, dass in der Schule der verpflichtende Astronomieunterricht gestrichen sowie Mathematik- und Physikstunden radikal gekürzt worden seien. Der 48-jährige Kosmonaut hatte 2011 ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbracht.

"Alle unsere jüngsten Fehlschläge weisen auf eines hin: Uns fehlen mehr und mehr Fachkräfte", sagte Oleg Muchin, Vizepräsident der Raumfahrt-Föderation. Zuletzt hatten unter anderem zwei Fehlstarts von millionenteuren Satelliten die stolze Raumfahrtnation Russland schwer getroffen. Und ein noch schlimmerer Prestigeverlust: Im Jänner 2012 war die 13,5 Tonnen schwere und umgerechnet 120 Millionen Euro teure Marsmondsonde "Phobos Grunt" unkontrolliert in den Pazifik gestürzt. (APA/red, derStandard.at, 7. 10. 2012)