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Rudolf Fischer, Heinz Sundt und Stefano Colombo im Jahr 2002 - damals sah die Telekomwelt noch heil aus.

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Wäre Plan A aufgegangen, müssten die früheren Telekom-Vorstände Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo, der Broker Johann Wanovits sowie Ex-Mitarbeiter Josef T. nicht vor Gericht. Unter Plan A stellten sich die TA-Manager im Frühjahr 2004 Folgendes vor: Der Aufsichtsrat möge Bonuszahlungen von rund neun Millionen Euro doch bitte auch freigeben, wenn das vereinbarte Kursziel der Telekom-Aktie von 11,70 Euro nicht erreicht wird. Ihr Argument: Kurz vor dem Stichtag sei es zu einer Gewinnwarnung gekommen, die den Kurs auf Talfahrt schickte. Für diese "atypische" Kursbewegung könnten die bonusberechtigten Mitarbeiter aber nichts, erläuterte man dem Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Peter Michaelis.

Da die Kontrolleure die Auszahlung aber ablehnten, wurde - das ergibt sich aus diversen Aussagen vor der Staatsanwaltschaft - quasi Plan B entworfen. Broker Wanovits wurde engagiert, um den Kurs zu pushen.

Am Tag der Entscheidung soll das zu Recht unorthodoxen Vorgängen in den TA-Büros geführt haben. Während die TA-Mitarbeiter die Kursbewegungen wie gebannt auf ihren Bildschirmen verfolgten, seien im sogenannten Aquarium (der Vorstandsetage) die Involvierten beisammen gesessen und hätten Wanovits telefonisch Anweisungen gegeben.

Bank funkte dazwischen

Erschwerend kam offenbar hinzu: Eine Wiener Großbank habe "Eisblöcke" gesetzt und immer wieder TA-Aktien auf den Markt geworfen, was Wanovits' Einkaufsbemühungen neutralisierte. Der Broker argumentiert daher auch, er habe den Kurs nur auf das "natürliche Niveau" gehoben. Letztlich war er aber erfolgreich. Die Vorgabe wurde erreicht, das Bonusprogramm für rund 100 Mitarbeiter freigegeben.

Acht Jahre später führt die Manipulation nun zu den ersten Anklagen in der Mega-Causa Telekom. Der Verdacht: Untreue. Die Strafdrohung liegt bei bis zu zehn Jahren Haft. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Möglich wurden die Anklagen, weil Ex-Manager Gernot Schieszler im Vorjahr auspackte. Formal wurde ihm zwar der Kronzeugenstatus noch immer nicht zuerkannt, in der Causa Kursmanipulation wird er aber nicht angeklagt. Ebenfalls aufatmen kann Ex-TA-Chef Boris Nemsic. Die Vorwürfe gegen ihn konnten "nicht erhärtet werden", wie Behördensprecher Thomas Vecsey zum Standard sagte.

Nicht angeklagt wurde auch Lobbyist Peter Hochegger, über den mittels Scheinrechnungen ein Teil des Wanovits-Honorars (1,5 Millionen) abgewickelt wurde. Hochegger kann aber nicht aufatmen. Da gegen ihn in mehreren Bereichen ermittelt wird, dürfte eine Anklage zu einem späteren Zeitpunkt folgen. "Alle Vorwürfe gegen eine Person müssen gebündelt werden", so Vecsey.

Insgesamt laufen gegen rund 40 Personen Ermittlungen. Die größten Teilcausen zur Erinnerung: Telekom-Deals mit Ex-FPÖ-Mann Gernot Rumpold, Geldflüsse an das BZÖ bzw. Ex-Verkehrsminister Hubert Gorbach, dubiose Zahlungen an Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly wegen des Behördenfunkprojekts "Tetron" und umstrittene Osteuropageschäfte der Telekom. Bei letzterem Punkt soll es laut Presse aber zu einer Einstellung des Verfahrens kommen. (go, gra, DER STANDARD, 4.10.2012)