Die Krise hat uns voll im Griff. Täglich werden wir mit neuen Meldungen darüber bombardiert, wer nun wie viele "frisches" Geld braucht. (Was ist das Geld eigentlich, wenn es nicht mehr frisch ist? Alt oder wie Wäsche schmutzig? Letzteres würde für mich den Begriff "Geldwäsche" erklären.)

Es wird dabei mit Summen hantiert, die jenseits unserer Vorstellung liegen. Nur um eine Zahl greifbar zu machen: Für eine Billion Euro (angeblich soll der ESM auf zwei Billionen "gehebelt" werden) könnte ganz Österreich sich für etwa fünf Jahre zurücklehnen und alles einkaufen, was wir ansonsten in dieser Zeit selbst erwirtschaftet hätten. 

Behandlung der Symptome verdrängt Suche nach Ursachen

Die öffentliche Diskussion, auch auf Fachebene, bewegt sich derzeit nur mehr um die Frage, wie die Folgen der Krise zu bewältigen seien. Eine durchaus berechtigte und vernünftige Diskussion, auch wenn ich persönlich mit den vorherrschenden Argumenten und Lösungsansätzen nicht immer einverstanden bin. Die heftige Auseinandersetzung mit der Symptombekämpfung hat jedoch dazu geführt, dass den Ursachen des Schlamassels und dessen Verursachern keine Beachtung mehr geschenkt wird.

Böswillig könnte ich hier ein absichtliches Ablenkungsmanöver unterstellen, um genau das oben gesagte zu erreichen. Die Suche nach den Ursachen der Krise, besser gesagt die dabei zu findenden Antworten, könnten für die Hauptakteure/-Profiteure mehr als unangenehm sein. Bewusst werden Auslöser - der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes inkl. Bankenpleiten - und Ursachen vermischt, um - in Anlehnung an die Medizin - den Kopfschmerz zu unterdrücken, damit der Patient nicht nach dem Tumor sucht. 

Vermögensverteilung als Krisenursache

Zur Suche nach der Ursache der Krise ist ein Blick auf den Auslöser notwendig. Auslöser war der Zusammenbruch des auf Spekulationen aufgebauten US- Immobilienmarktes. Darin steckt auch schon der Hinweis auf die Ursache. Spekulation ist der Schlüssel. Zum Spekulieren ist vor allem eines notwendig - Geld. Geld, das man nicht unbedingt braucht. Das leuchtet ein, denn niemand würde mit dem Geld für die Zahnspange der Kinder ins Kasino gehen. Wenn ich also alle meine Sinne beisammenhabe, spekuliere ich nur mit jenem Geld, das ich zu viel habe.

Von "zu viel Geld" gibt es anscheinend sehr viel. Stephan Schulmeister (WIFO) beziffert in einem Artikel aus dem Jahr 2007* die Summe, die täglich auf den Weltfinanzmärkten umgesetzt werden mit 7.800 Milliarden US-Dollar, das entsprach dem 56-fachen Wert des BIP aller Industrieländer. Hier liegt die Ursache der Krise. Zu viel Geld in der Hand zu weniger Menschen, die ungleiche Verteilung von Vermögen. 

Beseitigung der Ursache zur Behandlung der Symptome

In der politischen Auseinandersetzung dieser Tage ist aus einigen Ecken wieder der Ruf nach gerechter Verteilung zu hören. Dadurch wäre einerseits Einiges für den sozialen Frieden getan und andererseits käme es dadurch auch zur Abschöpfung eines Teils des Spekulationskapitals. Krisen sind dadurch nicht zu verhindern, die Last ihrer Bewältigung wäre jedoch sicherlich fairer verteilt. Dazu müsste jedoch zuerst einmal erhoben werden, wer wie viel besitzt. Da spießt es sich schon in Österreich.

Nichts ist seit der Abschaffung der Vermögenssteuer so schlecht erfasst wie die Verteilung und die Höhe der Vermögen. Ja, das Kapital ist scheu wie ein Reh. Es ist so scheu, dass wir es nicht einmal beobachten können. Anders ist da die Armut. Darüber führen wir sogar "Transparenzdatenbanken". Gut, das Armut nicht scheu ist. Sonst hätten wir Schlagzeilen wie: "Angst vor Armutsflucht! Bundesregierung verzichtet auf Kürzungen im Sozialbereich." (Thomas Karasek, Leserkommentar, derStandard.at, 4.10.2012)