Bilder und Fundstücke: Gähnende Leere am Parkstreifen, frustrierende Suchrunden ein paar Gassen weiter, Drohungen wie "Nächstes Mal vier leere Reifen" und ein Bezirksvorsteher, der für Alternativlösungen wirbt

Seit Montag sind große Teile der Wiener Bezirke 12, 14, 16 und 17 sowie der gesamte 15. Bezirk flächendeckend Kurzparkzonen. Anrainer konnten ein Parkpickerl beantragen und dürfen mit diesem auf der Scheibe nun dauerhaft dort parken. Pendler und Besucher dürfen werktags höchstens drei Stunden stehen bleiben - viele, denen das zu wenig ist, suchen nun Parkplätze in den angrenzenden Gebieten, etwa in den weiterhin pickerlfreien Zonen Währings und Hietzings.

Durch diese Situation hat sich in den betroffenen Gegenden das Straßenbild genauso plötzlich wie deutlich verändert. Wir haben unsere Userinnen und User gebeten, Fotos davon einzusenden. Leider konnten wir nicht alle berücksichtigen. Wir danken allen, die mitgemacht haben!

"So viele freie Parkplätze wie jetzt gab es hier noch nie, nicht mal am Wochenende :-) und verkehrsmäßig ist es auch viel ruhiger, weil hier nicht mehr ständig Pendler einen Parkplatz suchen. Ich als Anrainer freu mich total über das Parkpickerl", schreibt Magi. 

Foto: Privat

Vergangene Woche war die Habichergasse in Wien-Ottakring noch nicht Teil einer Kurzparkzone. Dementsprechend unbehelligt blieben dort Parkende vor Parkwächtern. Diese Woche ist das anders: So leer hat User Sepp N. die Gasse noch nicht gesehen.

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Ebenfalls aus der Kamera von Sepp N. stammt das Foto von einem allein stehenden Mistkübel in der Ottakringer Haslingergasse.

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Auch auf der Hernalser Hauptstraße im gleichnamigen Bezirk ist knapp vor der Wattgasse fast die ganze Nebenfahrbahn frei.

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Die Rettichgasse in Hütteldorf gehört zur kleinen Parkpickerlinsel in der Gegend rund ums Hanappi-Stadion und präsentiert sich dementsprechend spärlich belegt.

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Vinzent G. hielt die freie Wahl in der Penzinger Spallartgasse fest.

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Nicht ganz so frei ist die Wahl in der Meidlinger Bonygasse. Es gibt sie aber, die freien Plätze.

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In der Syringgasse in Hernals - obwohl noch knapp innerhalb der neuen pickerlpflichtigen Zone - sah es am Montag durch die Linse von Georg K.s Kamera nicht viel anders aus als in den Jahren davor.

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Deutliche Unterschiede zur Zeit davor sind dagegen laut Patrick V.s "Foto zum Pickerltag" in der Leydoltgasse im 15. Bezirk zu beobachten.

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Es geht noch lyrischer: Philipp A. gab seiner Fotografie den Namen "Park-Eldorado in der Sechshauser Straße". Er wünscht sich, "die Stellplätze auch zu Grünflächen oder Fahrradwegen zurückzubauen. Würde dem Viertel sehr gut stehen. Die anderen Bezirke ohne Parkpickerl tun mir jetzt einfach nur leid, aber die BewohnerInnen und ihre RepräsentantInnen haben sich das ja selber eingebrockt."

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Wer vorher parkte, wo jetzt Leere regiert, muss Ausweichstellflächen finden. Deshalb bietet sich in den Zonen, wo weiterhin keine Parkpickerlpflicht herrscht, nun ein ganz anderes Bild. Viele, die zuvor noch in Hernals oder Ottakring geparkt haben, weichen nun etwa nach Währing aus. Manchmal nicht ganz der StVO entsprechend, wie Michele L. in der Sternwartestraße beobachten konnte.

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Gar nicht der StVO entsprechend.

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Suchrunden: Peter A. wurde eines "völligen Verkehrsinfarkts in Hietzing" ansichtig. Auch der 13. Bezirk wird nicht bewirtschaftet und gilt als Zufluchtstätte für Lenker ohne Parkpickerl und jene, die länger als über die maximale Kurzparkdauer stehen bleiben wollen, das aber in den neuerdings pickerlpflichtigen Bezirken nicht mehr dürfen.

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So überbelegt wie in Hietzing habe es bis Sonntag auch in seiner Nachbarschaft immer ausgesehen, lässt uns Peter L. aus Penzing wissen: "Früher war hier kein Parkplatz zu finden". Am Foto zu sehen ist die Schallergasse, wie User Aristarch per Posting hinweist.

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Stefan N. ist "freudig überrascht". In der Rosensteingasse beim Johann-Nepomuk-Berger-Platz im 17. Hieb standen so wenige Autos bisher "nicht mal, wenn es baustellenbedingt ein totales Parkverbot" gab.

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Die Schanzstraße Richtung Kendlerstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus. "So viel Platz hats hier sonst nur im Hochsommer am Wochenende gegeben ... unglaubliche Szenen spielen sich ab. Die Hunde wissen schon fast nicht mehr, wo sie hinpinkeln sollen, sind ja keine Autoreifen da", schreibt Jakob M. und äußert die nicht ganz ernst gemeinte Überlegung, "das Fahrrad oder ein paar temporär ungebrauchte Möbel dort zwischenzulagern".

Foto: Privat

Alternativvorschläge zur Nutzung der neuen Freiflächen stellt auch die Plattform WildUrb auf Facebook zur Diskussion.

Foto: WildUrb

Kritik für einen Facebook-Eintrag erntete der ÖVP-Bezirksvorsteher von Währing. Karl Homole hatte sich gegen das kostenpflichtige Parkpickerl für die Bewohner des 18. Bezirks gewehrt, pünktlich mit 1. Oktober warb er stattdessen für einen Garagenplatz des ÖVP-nahen Wifi um ein Vielfaches des Preises: "96 Euro pro Monat? Geilo! Ich nehm trotzdem lieber die 230 Euro für 24-Monate-Variante und parke vor der Haustür statt in irgendeiner Gürtel-Garage weit weg von meiner Wohnung. Parkpickerl halt", lautet ein Kommentar.

Screenshot: Facebook

Ebenfalls termingerecht zur Parkpickerleinführung wandte sich die "Wiener Stadthalle - Betriebs- und Veranstaltungsgesellschaft m.b.H.", eine Tochter der Wien-Holding, an ihre Kunden. Genauer gesagt an jene, die einen "Garagennutzungsvertrag" unterschrieben haben: "Aufgrund der durchgehenden Parkraumbewirtschaftung" erhöhe man per 1. Oktober das jährliche Einstellentgelt, heißt es in dem Schreiben.

Nicola L. wohnt in Ottakring, hat aber, weil das Auto in Italien registriert ist, keinen Anspruch auf ein Parkpickerl. L. mietete deshalb im August um jährliche 916,96 Euro einen städtischen Garagenplatz bei der Stadthalle an, erhielt Ende September die Vorschreibung für das erhöhte Einstellentgelt von 1.200 Euro exklusive Mehrwertsteuer und fühlt sich im Oktober ein bisschen gepflanzt.

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Neo-Parkpickerlpicker sollten nun auch die rustikale Parkscheibe wieder reaktivieren. Den Karton zur Bekanntgabe der Ankunftszeit müssen Anwohner trotz Parkpickerl dann hinter die Scheibe legen, wenn sie in einer ausgewiesenen Einkaufsstraße ihres Bezirks stehenbleiben. Gegen Zuwiderhandelnde "muss Anzeige erstattet werden", wie das Faksimile verdeutlicht. Siehe auch Kurzparken in Wien: In Einkaufsstraßen wird verstärkt angezeigt

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Markus D. pendelt aus Tulln nach Wien und hat kein Recht auf ein Anwohnerparkpickerl. Auf den beantragten Dauerplatz in der Garage Schubertpark wartet er noch, bis dahin gehört er laut Eigenbeschreibung zu den "Parkplatzkreisern" im Cottageviertel, wo er mit dieser Anweisung bedacht wurde.

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"Einpendler werden bedroht", schreibt uns Georg K. Er hat ebenfalls ein Tullner Kennzeichen und parkt jetzt in der nicht bewirtschaftete Zone im äußeren Westen Wiens. Dort erreichte ihn obige Nachricht per cellophanverpacktem Zettel unter dem Scheibenwischer. (mm, derStandard.at, 3.10.2012)

Hintergrund

Parkpickerl in Wien: Schonfrist bis Mittwoch, aber viele sind schon weg

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