Bild nicht mehr verfügbar.

Barack Obama übt auf einem stillen Anwesen in Henderson, ...

Foto: AP/Becker

Bild nicht mehr verfügbar.

... während sich Mitt Romney in Denver vorbereitet.

Foto: AP/Osentoski

Es klingt, als wären die Kontrahenten blutige Anfänger in Sachen Rhetorik. "Gouverneur Romney ist ein guter Debattierer, ich bin gerade mal okay", lässt Barack Obama in seltener Bescheidenheit wissen. Tiefstapeln gehört zum Handwerk, bevor die Rivalen zur ersten von drei Präsidentschaftsdebatten am Mittwochabend aufeinandertreffen.

Seit dem Wochenende haben sich die Protagonisten zurückgezogen, um in Ruhe üben zu können. Romneys Sparringspartner Rob Portman, ein konservativer Senator aus Ohio, spielte bereits 2008 bei Trainingsrunden mit John McCain den Part Obamas, offenbar so überzeugend, dass Spötter fragen, wie lange Portman noch Republikaner sein wird. Im Lager der Demokraten ist es John Kerry, vor acht Jahren selbst Bewerber fürs Weiße Haus, der die Romney-Rolle gibt. 2004 behielt er in Diskussionen mit George W. Bush die Oberhand, was freilich nichts daran änderte, dass Bush im Weißen Haus blieb.

Debatten hatten selten echte Konsequenzen

Nur selten haben Debatten das Wählerverhalten so stark beeinflusst, dass sich die Umfragen dramatisch drehten. Einige Male aber doch, immer dann, wenn ein Kandidat selbstgerecht, unbeholfen oder wenig telegen wirkte. 1992 schaute George Bush ungeduldig auf seine Armbanduhr, als aus dem Publikum die Frage kam, wie ihn die Wirtschaftskrise persönlich präge. Interpretiert wurde es als Zeichen der Arroganz eines Mannes, der nicht mehr zu wissen schien, wo seine Landsleute der Schuh drückte.

Arrogant wirkte auch Al Gore, während des ersten TV-Duells 2000, als er mehrfach gut hörbar seufzte, wenn Bush junior, gewiss kein Meister des gesprochenen Wortes, auf Fragen antwortete.

Bei Romney - Obama geht es weniger um die verbalen Fettnäpfchen als ums Image und den Versuch, gewisse Vorurteile zu verstärken. Im Falle Obamas lauert das gegnerische Team nur auf die Chance, einen abgehobenen Akademiker zeichnen zu können. Romney wiederum soll als eiskalter Geschäftsmann, der die Sorgen von Durchschnittsamerikanern nicht versteht, dargestellt werden. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 3.10.2012)