Ägyptens Präsident Morsi hat sich Unmut aus Damaskus zugezogen, als verlautete, er erwäge den Vorschlag aus Katar, arabische Interventionstruppen nach Syrien zu schicken: Morsi solle doch lieber im Gazastreifen intervenieren, auch dort lebten hilfsbedürftige arabische Brüder. Aber dazu brauche es eben einen Helden wie Nasser - nicht dessen potenzielle Mörder ...

Das ist eine Anspielung auf einen Attentatsversuch 1954 - dessen Hintergrund ungeklärt blieb und der Nasser erst zur Nummer eins in Ägypten machte. Aber Nasser (gestorben 1970) war es ja nicht, der 1973 zu Yom Kippur Israel überfiel und anfangs in militärische Bedrängnis brachte (weshalb der verlorene Krieg in Ägypten weiter als "Sieg" gefeiert wird). Der Kriegsheld war Sadat, der allerdings später mit Israel Frieden schloss. Was ihn zum arabischen Paria machte, in Syrien bis heute.

Sadat wollte mit dem Krieg nicht Gaza befreien, sondern den Sinai zurückbekommen - was ihm ja letztlich gelang. Aus nach und nach freigegebenen Dokumenten wissen wir nun aber auch, dass Sadat Anfang 1973 über US-Außenminister Henry Kissinger den Israelis ein Friedensverhandlungsangebot machte: Golda Meir lehnte es ab. Und direkt vor dem Angriff wurde Israel - von Nassers Schwiegersohn, dem Spion Ashraf Marwan - vorgewarnt, aber der Bericht blieb irgendwo hängen. Ein politisches Versagen. Auch das wurde bisher anders erzählt. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 3.10.2012)