Bisher konnte Patienten mit geschwächten Herzklappen nur mit einem chirurgischen Eingriff wirksam geholfen werden. Diese anstrengende Operation am offenen Herzen kommt nicht für alle Patienten in Frage. War das Herz durch Begleiterkrankungen, hohes Alter oder lange Krankheitsdauer zu stark geschwächt, gab es keine Behandlungsmöglichkeiten. Damit war die Lebenszeit der Patienten beschränkt, die zudem unter belastenden Symptomen wie starke Atemnot und Leistungseinschränkungen litten.

"Durch die Implantation einer Carillon-Spange zur Verengung des Herzklappenrings können wir jetzt auch den bisher nicht operierbaren Patienten helfen", sagt Dietrich Pfeiffer, Leiter der Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Bei dem neuen Verfahren wird im Herzkatheterlabor eine sechs Zentimeter lange Spange aus Nitininol - einem speziellen medizinischem Stahl - in die den Klappenring umschließende große Herzvene geführt und dort verankert. Die Spange zieht den Klappenring zusammen, dadurch nähern sich die Herzklappenflügel einander wieder an und der Blutfluss und damit die Herzfunktion verbessern sich. 

Drei Millimeter großer Zugang über die Halsvene

Für den Eingriff benötigen die Kardiologen nur einen ca. drei Millimeter großen Zugang über die rechte Halsvene. "Das ist ein sehr schonendes Verfahren, mit dem wir auch dann noch helfen können, wenn die chirurgische Methode nicht mehr möglich ist", so Pfeiffer. Als weltweit Zweite haben er und sein Team jetzt das Implantat außerhalb klinischer Studien erfolgreich bei zwei Patienten, einem 60jährige Mann und einer 75jährigen Frau, eingesetzt. "Beide haben den Eingriff sehr gut überstanden und sind nach kurzem Klinikaufenthalt inzwischen wieder zu Hause", so der behandelnde Oberarzt Norbert Klein. Das Verfahren greift allerdings nur, wenn die Herzklappe nicht durch Infektionen geschädigt wurde oder andere Schädigungen aufweist, schränkt Klein ein. In diesen Fällen bleibt weiterhin die Operation die einzige Heilungschance.

Die Herz- oder Mitralklappeninsuffizienz gehört zu den häufigen Erkrankungen. Die Patienten verlieren an Kraft, weil durch die undichte Herzklappe der Blutfluss im Herzen nicht mehr richtig erfolgen kann. Medikamente helfen nur bedingt, in der Regel muss die Herzklappe chirurgisch korrigiert werden. Besteht das Problem in einer Überdehnung, kann das neue Verfahren der Implantation einer Carillon-Spange helfen: Die Herzklappe wird faktisch mechanisch zusammengezogen, so dass die Undichtheit verschwindet und die korrekte Blutflussrichtung wiederhergestellt ist. (red, derStandard.at, 2.10.2012)