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Auch "grüne" Jobs sind risikobehaftet: Wiederverwerter von Elektroschrott setzen täglich ihre Gesundheit aufs Spiel.

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Grafik: DER STANDARD

Wien - Green Jobs sind nicht das Allheilmittel für eine Senkung der Arbeitslosenquote. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) hervor, die zwei Soziologinnen für die Arbeiterkammer Österreich (AK) durchgeführt haben. Untersucht wurde, was Green Jobs genau sind und ob diese mehr und bessere Arbeitsplätze schaffen.

AK-Vizepräsident Norbert Bacher-Lagler zeigte am Dienstag auf einer Konferenz die Aktualität des Themas auf: In der "grünen Arbeit" liegt ihm zufolge die Hoffnung, die Umwelt zu entlasten und gleichzeitig einen Jobmotor zu generieren, insbesondere für junge Menschen. Man müsse sich aber auch die Probleme vor Augen halten.

"Grüne" Jobs sollen eine Entwicklung von traditioneller Arbeit hin zu mehr Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit insbesondere im Technologie- und Dienstleistungsbereich ermöglichen. 2009 waren in dem Sektor in Österreich knapp 200.000 Mitarbeiter offiziell tätig, was etwa 2,5 Prozent der Gesamtbeschäftigung darstellt. Ungefähr ein Fünftel der Green Jobber arbeitet in der Land- und Forstwirtschaft

Eine "grüne" Tätigkeit ist entgegen der allgemeinen Ansicht nicht immer nur positiv: Es gibt gesundheitliche Belastungen und Unfallrisiken, etwa in der Abfallwirtschaft. Weiters ist die Bezahlung in bestimmten Bereichen wie beispielsweise in der Landwirtschaft oder im Einzelhandel mitunter sehr schlecht.

Schwammiger Begriff

Nach Angaben der Studienautoren Angela Wroblewski und Andrea Leitner vom IHS sind in Österreich entgegen allgemeiner Annahmen nur sechs Prozent der Green Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien zu finden. "Grüne" Arbeitsplätze beträfen verschiedenste Umweltbereiche wie Management von Energieressourcen, Boden- und Grundwasserschutz sowie Abfallbehandlung und -vermeidung.

Die beiden IHS-Forscherinnen zeigen in ihrer Studie die Problematik von Green Jobs als Konjunkturmotor auf. Es würden vielfach nicht neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern oftmals traditionelle Jobs einfach "grün" werden. Das gilt etwa für den Installateur, der neuerdings für Solaranlagen anstatt für Ölheizungen zuständig ist.

Franziska Mohaupt vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin sieht drei Wege, um Green Jobs nachhaltig zu gestalten: Neugründungen von Arbeitsplätzen, nachhaltige Entwicklung und das "Greening", eine nachhaltige Optimierung der Produkte, von Betrieben. Für sie besteht eine Verbindung mit einem jobzentrierten ökonomischen Aufschwung.

Experten der Wirtschaftskammer und von Statistik Austria zeigten auf, wie schwammig der Begriff Green Jobs manchmal ist: Bei vielen Arbeiten könne man gar nicht zwischen "grün" und "nicht-grün" unterscheiden, weil sie beide Elemente beinhalten. In diese Kategorie fallen Architekten, die nicht nur umweltfreundliche Gebäude, sondern auch herkömmliche Häuser entwerfen. (Franziska Bauer, DER STANDARD, 3.10.2012)