Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Domanski

Achtzehn lange Jahre hat Kurt Beck (SPD) in Rheinland-Pfalz regiert, zum Schluss war "König Kurt" schon ein bisschen müde. Doch als er jetzt ankündigte, sein Amt im Jänner auf- und an die nächste Generation weitergeben zu wollen, da ist ihm noch einmal ein Coup gelungen.

Malu Dreyer, seine bisherige Sozialministerin, soll ihm in die Mainzer Staatskanzlei nachfolgen. Obwohl die 51-Jährige "beliebter als Freibier" ist, wie es in der SPD heißt, hatte sie kaum einer auf dem Zettel. Denn Dreyer ist an multipler Sklerose erkrankt, zeitweise kann sie sich nur im Rollstuhl fortbewegen.

Dass sich nun das halbe Land fragt, ob sie mit dieser Erkrankung des zentralen Nervensystems überhaupt Ministerpräsidentin werden kann, ist Malu (eigentlich Marie-Luise) Dreyer klar. Sie selbst geht mit ihrer Krankheit ganz offen um und erklärte, nachdem Beck seine Pläne offengelegt hatte, sofort: "Ich fühle mich kraftvoll, und ich fühle mich gesund. Das sage ich aus vollem Herzen."

Die Juristin aus Neustadt an der Weinstraße tritt erst mit 34 Jahren in die SPD ein. Von 1995 bis 1997 ist sie hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Kreuznach, danach wechselt sie ins Sozialdezernat der Stadt Mainz. Von dort holt Beck sie 2002 in sein Kabinett, Dreyer ist fortan für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit zuständig. Die beiden verstehen sich gut, als Dreyer 2006 ihre Krankheit 14 Jahre nach deren Ausbruch öffentlich macht, weiß Beck schon lange davon.

Dreyer selbst spricht von einem "positiven Verlauf", von "eingeschränkter Mobilität" und davon, dass sie als Ministerpräsidentin natürlich "im Rolli" zu sehen sein werde, da sie schlecht gehen könne. Mit ihrem Ehemann, dem Trierer SPD-Oberbürgermeister Klaus Jensen, und dessen drei Kindern aus erster Ehe wohnt sie in Trier im Schammatdorf - einer Modellsiedlung, in der 300 Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben.

Allerdings: Auf MS allein reduziert zu werden, das möchte Dreyer nicht. Sie wird sich kampfeslustig zeigen. Denn die oppositionelle CDU mit ihrer Frontfrau Julia Klöckner ist der SPD bei der Landtagswahl 2011 schon gefährlich nahegekommen.

2016 will die 39-jährige Klöckner Ministerpräsidentin werden. Junge sympathische Frau gegen alten Mann mit Bart (Beck) lautete bisher der Schlachtruf der CDU. Doch der ist mit der Nominierung der beliebten Dreyer nun obsolet. (Birgit Baumann /DER STANDARD, 2.10.2012)