Visual Computing macht aus immer komplexer werdenden Bilddatenmengen übersichtlich aufbereitete Bildinformationen. So lassen sich aus vorhandenen Daten zusätzliche Erkenntnisse gewinnen, Konstruktionsphasen entscheidend verkürzen, Designprozesse beschleunigen oder - durch die Erstellung digitaler Klone - auch Operationen im Vorhinein im Detail planen. In Graz blickt das Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen (CG) der Technischen Universität Graz (TUG) auf zwei Jahrzehnte Lehre und Forschung zurück. Am 4. Oktober gibt es anlässlich des Jubiläums Einblicke in die Forschungsvergangenheit und Ausblicke in die Zukunft.

"Unvorstellbar entwickelt"

"Es war natürlich vor 20 Jahren nicht abzusehen, wo wir heute im Visual Computing stehen. Der gesamte Bereich hat sich unvorstellbar entwickelt", so der heutige Institutsleiter Dieter Schmalstieg. Gegründet wurde das ICG im Jahr 1992 von Franz Leberl als "Institut für Computerunterstützte Geometrie und Grafik". 1993 waren die ersten sieben Mitarbeiter beschäftigt. Heute sind es inklusive der vier Professoren siebzig Mitarbeiter, die auf rund 1.000 Quadratmetern (1992 arbeitete man in einem kleinen Dachbodenraum, Anm.) forschen. Der Umsatz durch Forschungsaufträge ist von rund 300.000 Euro auf 3,3 Millionen Euro im Jahr 2011 gewachsen.

Die Bandbreite der Projekte am Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen ist groß: Unter dem Motto "Graphics meets Vision" versucht man am Institut für Maschinelles Sehen beispielsweise die Grenzen zwischen den Feldern Computer Graphics ("maschinelles Darstellen") und Computer Vision ("maschinelles Sehen") zu überbrücken. Mögliche Anwendungen sind etwa die Analyse und Visualisierung von Organ- und Gefäßstrukturen in der Medizin. Schützenhilfe der Visualisierungsexperten erhält u.a. die Medizinische Universität Graz: Sie sind der Diagnose der Heterogenität von Dickdarmtumoren auf der Spur. Durch spezielle, an der TUG entwickelte Visualisierungstechniken wird die erhobene Datenfülle für Pathologen und klinische Onkologen verständlich und verwertbar gemacht.

Micro Aerial Vehicles (MAVs)

Weitere Forschungen beschäftigen sich mit Navigationssystemen der Zukunft zur Erkennung von Objekten oder hochpräziser dreidimensionaler Rekonstruktion ganzer Städte: Micro Aerial Vehicles (MAVs) sind kleine unbemannte Fluggeräte, die mittels einer Kamera Fotos und Videos aus der Luft aufnehmen. Diese Aufnahmen werden beispielsweise zur 3D-Rekonstruktion von Gebäuden, Inspektionsaufgaben und Lokalisierung verwendet. Um die MAVs erfolgreich in der Luft zu navigieren, gehört neben der Steuerung basierend auf Bilddaten auch die Generierung von hochauflösenden 3D-Stadtmodellen aus Luftbildern, um eine großräumige Pfadplanung zu ermöglichen.

Geht es nach den Grazer Experten, dann werden Mobiltelefone künftig noch viel stärker zu Assistenten für alle Lebensbereiche werden. Damit Services und Informationen übersichtlich aufbereitet sind, entwickeln sie im Rahmen von "Handheld Augmented Reality" neue Darstellungsmöglichkeiten, die Live-Videobilder mit unterstützender Computergrafik kombinieren. Wer etwa künftig suchend vor einem Gebäude steht, dem zeigt sein Handy einen dreidimensionalen Plan des Inneren plus alle relevanten Informationen zum gewünschten Ziel.

"Wir geben Kostproben unserer faszinierenden Forschungsthemen"

Am 4. Oktober feiert das ICG mit einer "Open Lab Night" und Live-Demonstrationen seinen 20. Geburtstag. "Wir geben Kostproben unserer faszinierenden Forschungsthemen", so Dieter Schmalstieg. (APA,01.10.2012)