Wien - Von besseren Therapiechancen für Frauen mit fortgeschrittenem, metastasierendem Brustkrebs, bei denen die Tumorzellen an ihrer Oberfläche vermehrt einen Rezeptor für einen Wachstumsfaktor (HER2) tragen, berichteten am Montag Wissenschaftler beim Europäischen Krebskongress in Wien. Im Vergleich zu einer Chemotherapie-Kombination steigerte eine Behandlung mit der Substanz T-DM1 (Trastuzumab Emtansine) die durchschnittliche Überlebenszeit von 25,1 auf 30,9 Monate.

Bei T-DM1 handelt es sich um ein Antikörper-Chemotherapie-Konjugat. An den monoklonalen Antikörper Trastuzumab wurde das altbekannte, aber für Infusionen viel zu toxische Chemotherapeutika, Maytansine gekoppelt. "Der Antikörper steuert gezielt die Tumorzellen an. Die Substanz wird in die Krebszellen aufgenommen. Dort löst sich die Bindung zwischen Antikörper und Chemotherpeutikum auf", erklärt der Wiener Onkologe Günther Steger von der MedUni Wien. Damit wird offenbar auch eine hoch toxische Substanz durch gezielte Anwendung in den Tumorzellen anwendbar.

Geringere Nebenwirkungen

In der sogenannten EMILIA-Studie wurde T-DM1 (495 Probandinnen) im Vergleich mit der Standard-Chemotherapie-Kombination Capecitabine/Lapatinib (496 Patientinnen) untersucht. Das erste Ergebnis, das schon beim Jahreskongress der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) im Frühjahr dieses Jahres vorgestellt wurde, zeigte, dass es unter der Verwendung des neuen Medikaments zu einer statistisch signifikanten Verlängerung des Überlebens ohne Fortschreiten der Erkrankung von 6,4 auf 9,6 Monate kam.

Frauen, die mit T-DM1 behandelt wurden, lebten im Durchschnitt um 5,8 Monate länger als die Patientinnen in der Standardtherapie-Gruppe (30,9 Monate versus 25,1 Monate). Mit einer Häufigkeit des Auftretens deutlicher Nebenwirkungen von 40,8 Prozent (Standardtherapie: 57 Prozent) war das neue Medikament, das kommendes Jahr in den USA und in Europa zugelassen werden soll, besser verträglich.

Stephan Frings, Leiter der internationalen medizinischen Abteilung für den Fachbereich Onkologie des Schweizer Pharmakonzerns Roche dazu: "Man muss bedenken, dass bei diesen Frauen die Therapie möglichst lange gegeben wird. Da sind geringere Nebenwirkungen und weniger belastende Nebenwirkungen von großem Vorteil. Bei den Patientinnen in der EMILIA-Studie hat es sich um Frauen gehandelt, die zum überwiegenden Teil zumindest eine Chemotherapie vorher gehabt hatten und deren Krankheit trotzdem fortgeschritten war." (APA, derStandard.at, 1.10.2012)