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Südafrika liefert in erster Linie Rohstoffe nach Österreich - etwa Eisenerz für die Stahlindustrie.

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 - Im ersten Halbjahr Plus von 5,1 Prozent auf 256 Mio. Euro erzielt - Außenhandelsüberschuss belief sich auf 34 Mio. Euro
Wien - Südafrika muss um seine wirtschaftliche Führungsrolle auf dem afrikanischen Kontinent kämpfen. Die massiven Investitionen in Infrastrukturprojekte wie Stadien und Straßen sind weg und darüber hinaus exportiert Südafrika heuer weniger Rohstoffe. "Zur Jahresmitte hat man gemerkt, dass die zögerliche Konjunktur weltweit, auch Auswirkungen auf Südafrika hat", sagte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich, Stefan Pistauer.

Österreichs Exporte steigen wieder an

2011 stieg das Bruttoinlandsprodukt Südafrikas, das - neben Brasilien, Russland, Indien und China - zum Zirkel der aufstrebenden BRICS-Staaten gehört, um nur etwa 3 Prozent. Für österreichische Unternehmer sind Geschäfte mit Südafrika aber immer noch das Tor zu den anderen Ländern in Afrika. "Die österreichischen Exporte haben im ersten Halbjahr 2012 um 5,1 Prozent auf 256 Mio. Euro zugelegt", so Pistauer. Bis 2050 soll der gesamte afrikanische Kontinent seinen Anteil am immer größer werdenden Welt-BIP von derzeit 4 auf 12 Prozent verdreifachen.

Gleichzeitig brachen die Importe aus Südafrika nach Österreich heuer in den ersten sechs Monaten um 30,9 Prozent auf 222 Mio. Euro ein. Das bescherte der Alpenrepublik zwar einen leichten Handelsüberschuss von 34 Mio. Euro, ist aber auch ein klares Zeichen für eine Abschwächung der heimischen Industrieproduktion. Denn Südafrika liefert in erster Linie Rohstoffe nach Österreich - etwa Eisenerz für die Stahlindustrie bzw. Zellstoff für die Papier- und Viskosehersteller. "Das ist für mich schon ein Indikator, dass es in der Weltwirtschaft nicht ganz so rosig ist", betonte Pistauer.

2011 hatte Österreich im bilateralen Warenaustausch mit Südafrika erstmals ein Volumen von über 1 Mrd. Euro erzielt und bilanzierte dabei mit einem Defizit von 59 Mio. Euro. Die Importe aus Südafrika hatten sich um 8,5 Prozent auf rund 571 Mio. Euro erhöht, während die heimischen Exporte um 14,6 Prozent auf nur 512 Mio. Euro gestiegen waren. Vom Spitzenwert an österreichischen Ausfuhren dorthin - 607 Mio. Euro im Jahr 2007 - ist man aber noch meilenweit entfernt. 2008 kam es zu einem Einbruch. In jenem Jahr schnellten auch die Industriestrompreise in Südafrika nach oben - und sie stiegen auch in den vergangenen drei Jahren um jeweils fast 25 Prozent weiter an.

Wirtschaftswachstum auf Pump

Lange Zeit war das Gros des südafrikanischen Wirtschaftswachstums laut Pistauer auf Pump aufgebaut. Den Kreditgebern wurde dann plötzlich mehr Mitverantwortung beim Ausfall des Kreditnehmers umgehängt. Daraufhin wurden etwa die Wohnbaukredite spürbar eingeschränkt, aber auch der Automotive-Sektor büßte an Dynamik ein. Für Österreich war die Zeit der zum Teil 50-prozentigen Zuwächse bei Automotive-Lieferungen an die acht Original Equipment Manufacturers (OEM) in Südafrika vorbei. Allerdings beläuft sich der Automotive-Anteil an den heimischen Exporten dorthin immer noch auf knapp ein Drittel.

Derzeit sind über 50 österreichische Unternehmen mit eigenen Niederlassungen in Südafrika präsent - vor sieben Jahren waren es erst knapp 37. "Das Land hat schon seine Problemzonen", räumte Pistauer ein und verwies auf das Sicherheitsproblem, die gesamte HIV-Infektionsproblematik, die hohe Personalfluktuation, den Mangel an gut ausgebildeten Facharbeitern und die angespannte Energieversorgung. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei 25 Prozent - de facto dürfte sie sich auf bis zu 40 Prozent belaufen. "Das sind zum Teil die Leute, die Aufstand in den Townships machen." Den Menschen seien viele Versprechungen gemacht worden, die nie erfüllt wurden. Zuletzt wurden die Unruhen aufgebrachter Minenarbeiter von der Polizei brutal niedergeschlagen.

Die südafrikanische Polizei löste am 19. September eine Kundgebung nahe einer Platinmine im Norden des Landes gewaltsam auf. Der Streik hatte am 10. August begonnen und sich auf andere Platin- und Goldminen ausgeweitet, nachdem die Polizei am 16. August bei einem Einsatz am Rande der Mine 34 streikende Arbeiter erschossen hatte. Es war der blutigste Polizeieinsatz in Südafrika seit dem Ende der Apartheid 1994. Insgesamt wurden im Zuge des Massenstreiks 45 Menschen getötet, darunter auch mehrere Polizisten und Wachleute.

Ungeachtet der aktuellen Probleme ist "der afrikanische Kontinent der Kontinent der Zukunft", ist Pistauer überzeugt. Derzeit gehen nur 1,4 Prozent aller österreichischen Exporte nach Afrika. (APA, 1.10.2012)