Anerkennungspreis - 1:1 Landskab (Dänemark) - Courtyard Classensgade

Der Innenhof eines Wohnblocks in Kopenhagen sollte nach seiner Renovierung ein attraktiver Ort werden. Die Bewohner des Hauses durften ihre Wünsche für die Neugestaltung kundtun. Das Resultat ist ein Klinkerteppich - und der Anerkennungspreis der Jury bei "best private plots 2012".

Foto: Anders Sune Berg

Blickt man aus dem Fenster des alten Wohnblocks in Kopenhagen, so sieht man einen überdimensionalen Klinkerteppich, ein Pflastermuster aus hellen und dunklen Steinen. Zahlreiche Ornamente an den Hausfassaden in der Nachbarschaft inspirierten zu diesem Muster. "Classensgade" des dänischen Büros 1:1 Landskab ist Resultat eines sorgfältigen Projekts, in das die Wünsche der Hausbewohner für die Gestaltung des Innenhofs miteinbringen konnten. Bei best private plots - Die besten Gärten 2012, einem der bedeutendsten Gartenarchitektur-Wettbewerbe und Symposien der Welt, das kürzlich im Essl-Museum in Klosterneuburg über die Bühne ging, wurde das Projekt mit dem Anerkennungspreis der Jury ausgezeichnet.

Foto: Anders Sune Berg

1. Preis: Mann Landschaftsarchitektur (Deutschland) - Garten Labyrinth Erfurt

Auch der erste Preis, der an Tobias Mann von Mann Landschaftsarchitektur ging, ist eng mit dem Blick aus dem Wohnzimmerfenster verbunden: Zu Füßen eines Erfurter Wohnhauses wird die Aussicht aus dem Fenster zu einem Bilderrahmen, der den darunterliegenden 1500 Quadratmeter großen Privatgarten als Gemälde erscheinen lässt. Wie Wellen schwingen sich rund 7000 Liguster über die Topografie des Geländes und laden dazu ein, den gesamten Garten als Labyrinth zu deuten. Der alte Obstbaumbestand wurde integriert, die Rasenflächen zwischen den Sträuchern werden als Wege und Gartenplätze genutzt.

 

Foto: Jörg Behrens

"Mit einem Mindestmaß an Mitteln und dem Wechsel von Raum und Volumen haben wir viele Möglichkeiten des Erlebens geschaffen", sagt Tobias Mann. Das Projekt knüpfe an die Tradition des Gartenarchitekten Burle Marx an, für den Gartengestaltung ein Malen mit Pflanzen war und der einfache Pflegekonzepte als unabdingbar sah. "Damit sind die Wünsche des Bauherrn an seinen Garten voll und ganz erfüllt."

Foto: Jörg Behrens

2. Preis - Ewa Wagnerová (Tschechische Republik) - Trnka Garden, Brno

Freie Hand hingegen ließ ein Gartenbesitzer der Landschaftsarchitektin Ewa Wagnerová für den Garten eines alten Hauses im tschechischen Brünn mit den Worten: "Mach, was du für richtig hältst. Ich stimme zu." Und so schuf sie aus einem verlassenen Ort ein Kleinod der Stille, für das sie heuer den zweiten Preis entgegennehmen durfte.

Foto: Ewa Wagnerová/Jiri Markevic

Das Zentrum des sogenannten "Trnka-Gartens" bildet ein Wasserbecken, das Farben und Formen spiegelt und im Frühjahr zum rosafarbenen Teppich aus herabfallenden Kirschblüten wird. Die Jury begründete ihre Wahl mit der klaren räumlichen Organisation des Gartens, in dem sich behutsam Altes und Neues harmonisch verbindet. Es sei ein Garten, der sich in allen Jahreszeiten bewähren könne.

Foto: Ewa Wagnerová/Jiri Markevic

3. Preis: Christine Rottenbacher (Österreich) - Angerdorf/Community Garden of Unterretzbach

Den dritten Platz holte sich schließlich Christine Rottenbacher für das Projekt Angerdorf in Unterretzbach. Mit der örtlichen Bevölkerung wurde die einstmalige Allmende am Landbach zu einer Vielfalt an privaten, gemeinschaftlich genutzten Gärten, in denen heute Blumen, Kräuter und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut werden.

Foto: Christine Rottenbacher/Wolfgang Gerzer

Mit der örtlichen Bevölkerung wurde die einstmalige Allmende am Landbach zu einer Vielfalt an privaten, gemeinschaftlich genutzten Gärten, in denen heute Blumen, Kräuter und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut werden.

Foto: Christine Rottenbacher/Wolfgang Gerzer

Anerkennungspreis: Doxiadis+ (Griechenland) - Landscapes Cohabitation

"Gärten sind ein Spiegelbild von Lebensweisen und Kulturen, denn sie sind soziale, produktive und schöpferische Räume", meint Landschaftsarchitektin Karin Standler, Initiatorin und Leiterin des Wettbewerbs, der vom Land Niederösterreich finanziert wird und bereits zum fünften Mal stattfand. Die Verbindung von Kultur und Lebensweisen war beim Blick auf die illustre internationale Gästeschar aus Europa, Asien und Australien sowie aus Nord- und Südamerika evident.

Foto: Clive Nichols/Cathy Cunliffe

Wie unterschiedlich die einzelnen Zugänge an Landschaftsplanung sind, bewiesen die Vorträge der Fachjury, darunter etwa Teresa Moller (siehe Interview), Tom Stuart Smith und Stig L. Anderson. Sie reichen von der Suche nach dem Paradies über die vermittelnde Sprache des Gartens bis hin zu einem neuen Raum-Zeit-Verständnis der Freiraumplanung in der Stadt. Allen gemeinsam ist, dass Gärten und Freiräume unablässig herausfordern, uns mit Zeit und Zuwendung, Grenzen und Transformation auseinanderzusetzen. Alle nominierten Gartenprojekte sind in einem Buch nachzublättern. (Christine Schatz, Album, DER STANDARD, 13./14.10.2012)

www.privateplots.at

Foto: Clive Nichols/Cathy Cunliffe