Müller will den interreligiösen Dialog fördern.

Foto: Uni Wien

Wien - Seit diesem Herbst steht mit Sigrid Müller erstmals eine Frau an der Spitze der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Als besondere Herausforderung für die nächsten zwei Jahre bezeichnete sie bei ihrer Antrittspressekonferenz am Montag die Reform des Bologna Prozesses. Dessen Ziel, mehr studentische Mobilität zu ermöglichen, sieht Müller nicht erreicht. Nun gelte es, "Bologna lebbar zu machen". Studiengebühren würde Müller befürworten, wenn es nicht mehr Geld vom Ministerium gebe, die Universität Wien sei nämlich "notorisch unterfinanziert".

Müller kritisiert "Verschulung"

Müller übte Kritik an der Bologna-Reform (also der Einführung des Bachelor- und Master-Studiums): Die Verschulung des Studiums habe in Kombination mit der Kürzung der Familienbeihilfe beim Sparpaket 2011 dazu geführt, dass immer weniger Studenten das Risiko eines Auslandssemesters auf sich nehmen würden.

Theologen nicht an innerkirlichen Institutionen ausbilden

Fördern will Müller den interreligiösen Dialog, insbesondere mit dem Islam. Zu diesem Zweck baut die Wiener katholische Theologie eine Kooperation mit mehreren Fakultäten in der libanesischen Hauptstadt Beirut auf. Nichts abgewinnen kann sie der Verlagerung der Priesterausbildung von öffentlichen Universitäten an innerkirchliche Institutionen - und zwar auch unter kirchenpolitischen Gesichtspunkten, wie die aus Deutschland stammende Moraltheologin betonte: Bei der Priesterausbildung gehe es auch um die Frage, wie der Glaube weitergegeben werden könne, und dafür müsse man ein Gespür für die Gesellschaft entwickeln.

Doktoratsstudienprogrammleiter Ludger Schwienhorst-Schönberger zog eine Parallele zur Debatte um die Ausbildung islamischer Geistlicher: Auch hier laute die Empfehlung, diese an Universitäten vorzunehmen, um zu verhindern, dass sich religiöse Segmente vom intellektuellen Diskurs der Gesellschaft abkoppeln. (APA, 1.10.2012)