Wien - Die Einführung eines Fachs Ethik in der Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe; berufsbildende mittlere und höhere Schulen, BMHS) würde je nach Modell zwischen 25 und 90 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten. Das zeigen Modellrechnungen des Unterrichtsministeriums zu drei Varianten eines Schulfachs Ethik, die am Montag an das Parlament übermittelt wurden. Die Kosten für die Ausbildung und Lehrmaterial sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.

Der Bericht soll Grundlage für eine Diskussion des Themas auf breiter parlamentarischer und gesellschaftlicher Basis über den Kreis der Regierungsparteien hinaus sein, heißt es in einer Aussendung des Unterrichtsministerium. Die drei Modelle sollen dabei verschiedene Positionen bei der parlamentarischen Enquete im Frühjahr 2011 abbilden.

Drei Modelle

Würde "Ethik" als alternativer Pflichtgegenstand zum Religionsunterricht eingeführt, würde das pro Jahr rund 40 Millionen Euro kosten. Dieses Modell entspricht dem Schulversuch "Ethikunterricht", der derzeit kostenneutral an rund 200 Standorten durchgeführt wird: Nur Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, erhalten Ethikunterricht. Das Ministerium ist in seiner Berechnung davon ausgegangen, dass etwa 30 Prozent der Schüler der Sekundarstufe II betroffen wären. Diese Variante wird von der ÖVP und Kirchenvertretern bevorzugt.

Würde Ethik als eigenständiger zusätzlicher Pflichtgegenstand für alle Schüler eingeführt, würde das bei einer Wochenstunde pro Schulstufe 45 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr kosten, bei zwei Wochenstunden wären es rund 90 Millionen Euro. Diese Variante wird von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) forciert.

Die günstigste Möglichkeit wäre es laut Bericht, Ethik zum Bestand des Lehrplans eines Pflichtgegenstands (z.B. Psychologie/Philosophie) zu erklären. Würde dafür die Stundentafel der Sekundarstufe um zwei Stunden erhöht, würde das 25 Millionen Euro zusätzlich kosten. Ohne Aufstockung der Stundentafel wäre eine Abdeckung von Ethik in verwandten Fächern kostenneutral möglich, heißt es in dem Bericht. (APA, 1.10.2012)