Alex Jones, Verschwörungstheoretiker mit Sendungsbedürfnis.

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Es war eine Geschichte, die nur wenige für berichtenswert hielten. Rund ein Dutzend Medien griffen den Bericht über den vermeintlichen Mord an einem Chinesen auf, der sich gegen die Enteignung seines Landes wehrte. Die Artikel über den angeblichen Vorfall in der chinesischen Stadt Changsha enthalten meist ein Foto, das im chinesischen twitterähnlichen Netzwerk Weibo kursiere. Das Bild zeigt einen Mann unter den Rädern einer Straßenwalze. Ob das Bild echt ist, ist nicht bekannt. Der ORF-Korrespondent in Peking ließ sich die Geschichte von einem Dorfbewohner telefonisch bestätigen. Der Bewohner habe den Vorfall allerdings nicht selbst gesehen, sondern mit der Tochter des Opfers gesprochen.

9/11 als Auftrag der US-Regierung

Die zögerliche Übernahme der Geschichte hatte vermutlich einen guten Grund. Die zunächst einzige Quelle dieser Nachricht war die Website infowars.com. Betreiber dieser Seite ist Alex Jones, ein ultrarechter Verschwörungstheoretiker. Jones glaubt, dass die US-Regierung bei den Anschlägen am 11. September 2001 beteiligt war. Osama bin Laden sei auch nicht am 2. Mai 2011 erschossen worden, sondern wäre schon viel länger tot. Die USA hätten ihn eingefroren, um zu einem passenden Zeitpunkt seinen Tod verkünden zu können. Abtreibungen bezeichnet Jones als Mord.

Spekulationen über Bilderberger

Seine Thesen verbreitet Jones nicht nur über seine Website, sondern auch in der Radiosendung "The Alex-Jones-Show", die in den USA von mehr als 60 Radiostationen ausgestrahlt wird.

Der Bericht über den Mord in China stammt aber nicht von Jones selbst, sondern von Paul Joseph Watson, der in Youtube-Videos auch gern gegen Bilderberger-Konferenzen wettert, die jährlichen Treffen der politischen und wirtschaftlichen Elite, die sich einer breiten Öffentlichkeit entziehen. Die Konferenz öffnet mit der Entscheidung, keine Medien zuzulassen, Tür und Tor für Spekulationen, was hinter den verschlossenen Türen passieren könnte. Ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheoretiker.

Ron Paul und die Linke

Im aktuellen US-Wahlkampf unterstütze Jones den libertären Kandidaten Ron Paul. Die beiden kennen sich seit Mitte der 1990er Jahre, als Paul oft in Jones‘ Radiosendung zu Gast war. Paul stimmt allerdings nicht allen Thesen von Jones zu, der wenn es um Verschwörungstheorien geht, keine politische Richtung ausschließt. Die These das 9/11 Attentat sei von der US-Regierung geplant gewesen, vertreten meist Verschwörungstheoretiker, die eher dem linken politischen Spektrum zuzurechnen sind.

Zur nationalen Berühmtheit machte Jones erst Matt Drudge, der den Thesen von Jones auf seiner rechtskonservativen Website "Drudge Report" eine Plattform bot. Dafür ist Jones ihm heute noch dankbar.

Freund von Charlie Sheen

Auch seine Freundschaft zu Charlie Sheen hat Jones einiges an Medienpräsenz gesichert. Darunter einen Auftritt in der ABC Talkshow "The View" im Februar vergangenen Jahres. Eigentlich sollte er dort über Sheen und dessen Alkohol- und Drogenprobleme parlieren, stattdessen kaperte er die Show. Er nutzte den erstbesten Moment um nicht mehr über Sheen zur reden, sondern über George Bush, 9/11, Gaddafi und wie das alles zusammenhänge. Das wäre alles auf seiner Website nachzulesen. So wie jetzt auch der Mord in China. Skepsis den Wahrheitsgehalt dieser Meldung betreffend ist angebracht. (mka, derStandard.at, 28.9.2012)