München - Eine Säugetierart, die als vermutlich ausgestorben galt, darf wieder von der Roten Liste gestrichen werden. Doch nicht etwa weil sich die Bestände wieder erholt hätten, sondern weil es die betreffende Spezies nie gegeben hat, wie die Ludwig-Maximilians-Universität München berichtet.

Die Rede ist von der Arabischen Gazelle (Gazella arabica), die einst auf der Arabischen Halbinsel verbreitet gewesen sein soll - nicht zu verwechseln mit verwandten Spezies wie der Edmi-Gazelle, der Saudi-Gazelle oder der Jemen-Gazelle, die dort ebenfalls vorkommen bzw. vorkamen. Während letztere zumindest historisch belegt sind, gab es von der Arabischen Gazelle nur einen einzigen "Beleg": Ein Museumsstück, das 1825 von Arabien nach Berlin importiert worden war.

... und das hat sich nun als Chimäre entpuppt. Nach DNA-Analysen kommt Gertrud Rößner von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie zum Schluss: "Fell und Schädel des Typusexemplares stammen von verschiedenen Individuen." Den Analysen zufolge handelt es sich um eine Mischung von Vertretern zweier Evolutionslinien der Berggazelle (Gazella gazella), die im östlichen Mittelmeergebiet beziehungsweise auf der Arabischen Halbinsel leben. "Durch die Vermischung der Stücke suchte die Wissenschaft bisher nach einer Gazelle, die es nie gegeben hat", fasst Eva Bärmann die Ergebnisse nüchtern zusammen. (red, derStandard.at, 29. 9. 2012)