Wien - Blutarmut gehört neben Schmerzzuständen zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen von Tumorerkrankungen. Doch obwohl es effektive Gegenmittel gäbe, leiden zum gegebenen Zeitpunkt in italienischen und österreichischen Kliniken etwa ein Drittel der Patienten unter Chemo- bzw. Radiotherapie an einer Anämie. Das hat eine Studie ergeben, die am Freitag beim Europäischen Krebskongress (ESMO 2012; bis 2. Oktober) präsentiert wurde.

Die Untersuchung wurde in insgesamt 56 Krankenhäusern in Italien und in Österreich durchgeführt. Krebskranke Patienten wurden stichprobenartig erfasst und auf eine bestehende Anämie untersucht. Zum Ergebnis der Autor der Studie Lucio Merlini: "Die Punktprävalenz der Anämie lag bei 32 Prozent der Patienten. 14 Prozent waren deutlich anämisch mit einem Hämoglobinwert von weniger als zehn Gramm pro Deziliter."

Eingeschränkte Lebensqualität

Die geringe Anzahl roter Blutkörperchen äußert sich unter anderem in Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und depressiver Verstimmungen. Die Lebensqualität kann dadurch stark eingeschränkt sein. Ursach der Anämie ist zum einen die Tumorerkrankung selbst , zum anderen können auch Chemo- und Strahlentherapie das Knochenmark schädigen und so eine Blutarmut auslösen beziehungsweise verstärken.

Therapeutische Optionen gibt es. Allerdings hatten in den vorangegangenen vier Wochen nur sechs Prozent der betroffenen Patienten Blutkonserven erhalten, 13 Prozent das Blutbildungshormon EPO (Erythropoietin), welches die körpereigene Produktion von roten Blutkörperchen ankurbelt. Sechs Prozent hatten zur Unterstützung der Blutbildung Eisenpräparate erhalten. Nur bei vier Prozent der Betroffenen war eine Chemotherapie aufgrund der vorliegenden Anämie verschoben worden. (APA/red, derStandard.at, 28.9.2012)