Graz - Englisch ist die weltweit am häufigsten verwendete Sprache in der Wirtschaftswelt. Kinder aus sechs ausgewählten Kindergärten in Graz und Graz-Umgebung haben jetzt ein halbes Jahr lang die Möglichkeit, die englische Sprache und Kultur spielerisch kennenzulernen. Finanziert wird das für die Eltern kostenlose Angebot vorerst im Rahmen des Pilotprojekts "English native speaker in steirischen Kindergärten" von der Wirtschaftskammer Steiermark.

Hinter dem Projekt stehe "eine einfache wirtschaftliche Notwendigkeit", sagte Jürgen Roth, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark, die die Finanzierung des Projekts für sechs Monate übernommen hat: Sprachkompetenz in Englisch sei in einem exportorientierten Bundesland wie der Steiermark eine Grundvoraussetzung für die Erschließung neuer Märkte. Spielerischer Kontakt mit Englisch im frühen Kindesalter erleichtere das Lernen in späteren Jahren, betonte Roth. Das aktuelle Projekt verstehe er als Initialzündung. Den Verantwortlichen in der Stadt Graz und dem Land Steiermark und nicht zuletzt auch den Eltern solle gezeigt werden, was möglich ist.

Sechs Native Speakers

Im Zuge des Projekts werden sechs auch pädagogisch speziell ausgebildete Personen aus englischsprachigen Ländern an jeweils einem Vormittag pro Woche gemeinsam mit den Kindergartenpädagoginnen mit den Kindern arbeiten. Für die Kindergärten und die betroffenen Eltern entstehen daraus keine Kosten. Unter den Kindergärten findet sich der Betriebskindergarten der Universität Graz, mehrere Einrichtungen des privaten, vom ÖVP-nahen Verein WIKI, ein städtischer Kindergarten sowie ein Pfarrkindergarten aus Graz-Umgebung.

Die Verbindung zu den muttersprachig Lehrenden aus den USA, Kanada, Australien und Großbritannien wurde durch den Grazer Club International (CINT), der fremdsprachige Fach- und Schlüsselkräfte in der Steiermark in allen Bereichen des Lebens unterstützt, hergestellt: "In Zeiten einer globalisierten Wirtschaft ist es wichtig, dass speziell Englisch so früh wie möglich gefördert wird. Die Frühförderung ist optimal, um Kinder für ihr späteres Berufsleben zu wappnen", sagte CINT-Präsidentin Kathryn List.

Als einen "großartigen Mehrwert" für die spätere Schullaufbahn bezeichnete Familien- und Jugendstadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg (ÖVP) die Initiative. Er betonte jedoch auch, dass es vorrangiges Ziel der Stadt Graz sei, dass der Erstspracherwerb der Kinder gefestigt werde. Öffentliche Mittel für die weitere Zukunft des Projektes wurden am Montag nicht zugesagt. Bildungs- und Wirtschaftstadträtin Sonja Grabner (ÖVP) will auch die Eltern ins Boot holen: Jährlich würden Eltern rund 12 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben. Hier gelte es auch zu überdenken, ob das Geld in der Frühförderung nicht besser aufgehoben wäre. (APA, 27.9.2012)