Wien - Die freien Mitarbeiter des ORF haben ein Garantiehonorar-Angebot des Senders ausgeschlagen. Radiodirektor Karl Amon hatte im Zuge der Gespräche zwischen Vertretern der Freien und der ORF-Geschäftsführung ein garantiertes Honorar von 20.000 Euro im Jahr angeboten. Die freien Mitarbeitern hätten das Angebot abgelehnt, ohne einen Alternativvorschlag auf den Tisch zu legen, teilte der ORF mit. Das Angebot hätte laut ORF für viele Freie eine entscheidende Besserstellung gebracht.

"Ich finde es schade, dass die freien Mitarbeiter sich so entscheiden. Eine vom ORF garantierte Jahresbeitragsabnahme in der von mir genannten Höhe würde für viele Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine wesentliche finanzielle Verbesserung bringen und Planungssicherheit bedeuten", erklärte Amon. Die Tür des ORF stehe trotz dieser Ablehnung für weitere Gespräche offen, sagte Amon. Er sei zuversichtlich, dass es zu weiteren Verhandlungen komme und diese sachlich und konstruktiv zu einer Lösung führen.

Keine Lösung für alle freien ORF-Radiomitarbeiter

Die freien ORF-Mitarbeiter erklärten dazu, die Ablehnung sei für niemanden überraschend gekommen. "In sämtlichen vorausgegangen Gesprächsrunden wurde das Angebot des Radiodirektors von den beteiligten Freien stets äußerst skeptisch betrachtet und kommentiert. Vor allem, weil es sich dabei nicht um die geforderte Lösung für alle freien ORF RadiomitarbeiterInnen handelt." Es sei immer nur von einer kleinen Zahl die Rede gewesen, die davon vermeintlich profitiert hätte.

"Weder finanzielle Verbesserung noch Planungssicherheit"

Das Angebot hätte weder eine wesentliche finanzielle Verbesserung noch Planungssicherheit bedeutet, kritisierten die freien ORF-Mitarbeiter. Bei der Pauschale handle es sich nur um ein Angebot für einige wenige und nicht um eine faire Lösung für alle freien Mitarbeiter. Lediglich etwa 60 Personen hätten davon profitiert. Es sei auch keine Honorargarantie oder Pauschale, sondern ein "Vorschuss auf das Folgejahr".

"Katze im Sack"

Die freien ORF-Mitarbeiter rechnen weiters vor: "Bei 20.000 Euro brutto bleiben selbstständigen Freien Mitarbeitern nach Einkommenssteuer und SVA 1.130 Euro Einkommen pro Monat. Die Armutsgefährdungsschwelle in Österreich liegt derzeit 1.031 Euro für alleinstehende Menschen. Zumindest die kinderlosen Singles wären ganze 100 Euro drüber, bei Vollbeschäftigung."

Ein weiterer Kritikpunkt der freien Mitarbeiter an Amons Vorschlag: Die rechtlichen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Urlaub oder  Krankenstand würden erst geklärt werden, wenn die Freien Mitarbeiter das Angebot annehmen. Man hätte also die "Katze im Sack kaufen müssen", heißt es in einer Stellungnahme der Freien. Nebenbeschäftigungen außerhalb des ORF müssten alle zwingend von der Radiodirektion genehmigt werden. Und weiter: "Die freien RadiomitarbeiterInnen hätten daher alle Pflichten von Angestellten, ohne deren Rechte, ohne deren sozialer oder finanzieller Absicherung". (APA/red, derStandard.at, 27.9.2012)