Lange hat Frank Stronach sich Zeit gelassen, am Donnerstag präsentierte der Milliardär nun seine Partei mit dem Namen "Team Stronach" in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn in Wien. Einen "historischen Tag" nannte Stronach die Präsentation, nicht nur für Österreich, für die ganze Welt.

In den vergangenen Wochen sammelte der Automobilmagnat mehr oder weniger erfahrene Mitstreiter, vier Nationalratsabgeordnete sind nun Teil seiner Partei. Bei der Nationalratswahl im kommenden Jahr will Stronach mitmischen. Und Frank Stronach ist es nicht gewohnt, Zweiter zu werden. "Ich erwarte mir die meisten Stimmen", sagt er bei der Präsentation des Teams Stronach. 

Clinton, King, Stronach

In seiner Rede - rund 50 Minuten vor einem Publikum aus Journalisten und Parteifans - spannt Stronach einen weiten Bogen. Etwas Magna-Geschichte, Eurokritik (für jedes Land einen eigenen Euro), Ruf nach einer Verwaltungsreform (zu viele Krankenkassen), Budgetpoltik (ausgeglichenes Budget!) und Regierungsschelte ("Machen seit 50 Jahren Schulden").

Video: Die gesamte Partei-Präsentation. (Wir entschuldigen uns für die schlechte Bild- und Tonqualität).

Zu Beginn der Präsentation gibt es ein kurzes Video über Frank Stronach: Es wirkt wie ein altes Magna-Imagevideo, das für die Parteigründung aufgehübscht wurde. Bill Clinton und Larry King loben darin Frank Stronach, Stronach spricht mit Arbeitern seiner Unternehmen, preist seine Wohltätigkeit: Allein 150 Millionen Euro soll er in Österreich in Kultur- und Sportsponsoring gesteckt haben. Am Ende des Videos wird das Logo der neuen Partei enthüllt: ein Kreis mit einem Hakerl. Rot, schwarz und weiß.

Frank's Show

"Wir sind eine Bewegung. Eine Bewegung, die Österreich zum Guten verändern wird", sagt Frank Stronach. Stronachs Team hält sich da jedoch dezent im Hintergrund. Die Neo-Parteifreunde stehen hinten im Saal an einem Stehtisch, die Show des 27. September ist die Show von Frank Stronach. Er steht vorne und redet und redet. Und gibt sich betont patriotisch und begründet sein Engagement: "Österreich ist meine Heimat. Österreich ist Familie für mich. Zuerst schaut man auf seine Familie."

Seinen derzeitigen Lebensrhythmus beschreibt Stronach so: Drei Wochen ist er in Österreich, drei Wochen in Kanada, zwei in den USA.

Der Mann des Volkes

Stronach ist schwer zu fassen an diesem Donnerstag. Er ist Unternehmer, der die Wichtigkeit der Wirtschaft betont; der die persönliche Freiheit des Einzelnen hervorhebt; der die Banken angreift und die Regierungsparteien. Und immer wieder gibt er den Arbeiter, der es durch eigene Kraft zu etwas gebracht hat: "Ich bin ein Mann des Volkes, ich bin ein Kind einer Arbeiterfamilie. Das habe ich nicht vergessen." Die meisten Funktionäre der SPÖ hätten dagegen "nie Schmutz hinter den Fingernägeln gehabt".

Stronachs Partei hat noch kein ausformuliertes Programm, lediglich ein "Grundsatzprogramm". Die Werte Wahrheit, Transparenz und Fairness stehen im Vordergrund. Bis zum April soll ein Parteiprogramm erarbeitet werden. "Ich bin die Person, die die Werte vorgibt", sagt Stronach.

Superbürokratie

Vor allem die Verwaltung will Stronach vereinfachen: "Ich mache mir Sorgen, dass wir auf eine Gesellschaft mit einer Superbürokratie zusteuern." In der Wehrpflichtdebatte tritt er für ein kleines, schlagkräftiges Berufsheer ein. "Die beste Sicherheit für den Frieden ist eine starke Armee, die aber nicht angreifen darf", sagt Stronach.

Studiengebühren soll es in jenen Fächern geben, die ohnehin schon überlaufen sind. Wer sich im Studium Zukunftsthemen wie erneuerbaren Energien widmet, soll das gratis tun können.

Auf der Suche nach dem Glück

Über allem steht der Gedanke, durch eigene Arbeit etwas zu erreichen. "Wenn eine Person 20 Jahre arbeitet und einfach lebt, sollte man nach 20 Jahren genug Geld auf der Bank haben, um von den Zinsen leben zu können", sagt Stronach. Jede Person soll das Recht haben, ihren eigenen Weg zum Glück zu finden.

In der Eurofrage fordert Stronach die Schaffung von Länder-Euros und hat schon konkrete Vorstellungen über den Wechselkurs: Der deutsche Euro wäre die Leitwährung. Ein griechischer Euro wären ungefähr 40 deutsche Eurocent, ein italienischer 60 oder 70 deutsche Cent. "Der österreichische wird viel mehr sein als der griechische", beruhigt Stronach.

"Erwin Pröll ist der größte Schmähtandler"

Viele Punkte kommen bekannt vor. Von Jörg Haiders Wahlkämpfen in den 1990er Jahren, von der allgemeinen Eurokritik von FPÖ und BZÖ, von den Fernsehauftritten Stronachs.

Scharf kritisiert Stronach die Regierungsparteien, vor allem in der Wirtschaftspolitik: "Die ÖVP ist eine Bankenpartei. Die SPÖ hat die Arbeiter an die Banken verkauft." Gemeinsam machten die beiden Parteien seit 50 Jahren Schulden. "Erwin Pröll ist der größte Schmähtandler", sagt Stronach.

Sozialistische Partei oder Rote Armee?

Beinahe obligatorisch ist bei öffentlichen Auftritten die Frage nach seinen Steuern. Nach eigenen Angaben zahlt Stronach in Österreich "eine Million". Als er jedoch gefragt wird, ob er österreichisches Geld in der Schweiz veranlage, reißt Stronach der Geduldsfaden: "Ich weiß nicht, welche Interessen Sie vertreten. Sozialistische Partei, oder sind Sie Gesandter der Roten Armee?"

Aber so wichtig Wirtschaft, Geld und individueller Wohlstand für Stronach sind, er sagt auch: "Wir müssen aufpassen, dass nicht ein paar Reiche kommen und sich Wählerstimmen kaufen. Das geht nicht." (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 27.9.2012)