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Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad blieb in New York die erwarteten Provokationen weitgehend schuldig.

Foto: Reuters

Vor dem Warwick in Manhattan haben sich dutzende Demonstranten postiert. "Der iranische Mörder Ahmadi-Nejad - Raus aus New York!" und "Geh zur Hölle, Teufel" prangt auf den Plakaten. In dem Nobelhotel in der Nähe des Times Squares hat sich der iranische Präsident mit seiner Delegation einquartiert. Es ist sein achter und letzter Besuch bei der Uno-Generalversammlung: Im nächsten September wird er schon nicht mehr iranischer Staatschef sein.

Völlig unbeeindruckt von den tagelangen Protesten holt Mahmud Ahmadi-Nejad am Mittwoch dann zu einer Generalkritik an der herrschenden Weltordnung aus. Doch die Hasstiraden gegen Israel, für die er bekannt ist und die viele erwartet hatten, bleiben aus.

Der Iran, sagt er zwar, werde von "unzivilisierten Zionisten" bedroht - ein klarer Verweis auf Israel, das Teheran wegen seines umstrittenen Atomprogramms mit einem Militärschlag droht. Mit Aufrüstung und Nuklearwaffen versuchten "die herrschenden Mächte", andere Staaten dazu zu zwingen, eine "neue Ära der Hegemonie" zu akzeptieren, sagt Ahmadi-Nejad. Den Medien werde das Recht verwehrt, "hegemonische Maßnahmen des Welt-Zionismus" zu kritisieren.

"Rote Linien"

Ansonsten spricht der umstrittene Staatschef von Kreuzzügen und Kapitalismus, Kriegen und Sklaverei, Unilateralismus und Doppelstandards - alles Faktoren, die dazu beigetragen hätten, dass die Menschheit nicht glücklich leben könne. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Welt eine neue Ordnung braucht und eine frische Art des Denkens."

Die Delegationen der USA und Israels waren bei der Rede von vornherein nicht anwesend. Die EU-Staaten hatten sich darauf verständigt, bei neuen Hasstiraden oder einer Leugnung des Holocaust den Raum zu verlassen. Diese "roten Linien" wurden nicht überschritten. Die EU-Vertreter blieben im Raum, auch der Vize-Chef von Österreichs UN-Mission.

Jüdische Spezialitäten ins Hotel geschickt

US-Präsident Barack Obama hatte Teheran wegen seines umstrittenen Atomprogramm in seiner Rede am Dienstag noch einmal eine Warnung geschickt. Die USA wollten eine diplomatische Lösung. "Aber die Zeit ist nicht unbegrenzt." Die EU-Außenminister beraten am Rande der UN-Debatte über neue Sanktionen gegen Teheran, die im Oktober beschlossen werden könnten.

Israels Premier Benjamin Netanjahu, der dem Iran mit einem Militärschlag droht, versprach in einem offenen Brief eine starke Antwort auf die Rede Ahmadi-Nejads. Er spricht am Donnerstag vor der Uno.

Für viel Unmut hatte im Vorfeld der Redetermin des Iraners gesorgt: Er fiel auf Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Das Revolverblatt New York Post hatte der Hassfigur einen Korb mit jüdischen Spezialitäten ins Hotel geschickt und ihn auf der Titelseite als "Scheiße" beschimpft.

Intervention in Syrien?

Vergleichsweise unbemerkt blieb angesichts des Obama-Besuchs und der Aufregung um den iranischen Präsidenten die Rede des Emir von Katar am Dienstag. Vor den Delegierten der Generalversammlung forderte Sheikh Hamad Bin Khalifa Al Thani angesichts der eskalierenden Lage in Syrien einen arabischen Militäreinsatz. Als mögliches Modell nannte er ausgerechnet die Intervention Syriens im Libanon 1976, die damals in Abstimmung mit den anderen arabischen Staaten stattgefunden hatte. "Wir haben alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um in Syrien den Teufelskreis des Tötens zu beenden", sagte al-Thani. "Aber das war vergebens." Für die arabischen Staaten sei es nun besser, selbst zu intervenieren. Katar führt zusammen mit Saudi-Arabien die arabische Allianz gegen das Regime von Bashar al-Assad an. (Julia Raabe, DER STANDARD, 27.9.2012)