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Schienen weg von der Staatsbahn sind für scheidende ÖBB-Manager nicht selten vergoldet.

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Abfahrt nach 28 Jahren ÖBB: Andreas Fuchs.

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Der im Juli fixierte vorzeitige Abgang des Finanzchefs der ÖBB-Gütersparte Rail Cargo Austria, Andreas Fuchs, wird nicht billig. Dem Alt-Eisenbahner, seit 28 Jahren bei der Staatsbahn und vom Lehrling in die Chefetagen von ÖBB-Postbus, Personen- und Güterverkehr aufgestiegen, steht eine Abfertigung seiner Ansprüche nach altem ÖBB-Dienstrecht zu. Zudem wird eine Abfindung für Fuchs' bis 2016 laufenden Vorstandsvertrag fällig. Insider beziffern dies nach Standard-Informationen mit mehr als 1,6 Millionen Euro.

Die ÖBB bestreitet, die Restvertragslaufzeit auszahlen zu müssen. Die kolportierte Abfertigungszahlung sei "definitiv falsch und entspricht nicht annähernd der wahren Größenordnung".

 

Wien - Die Ankündigung Anfang Juli erfolgte offenbar voreilig. Denn der vom Aufsichtsrat der ÖBB-Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA) zum Downgrade in die RCA-Speditionstochter Express-Interfracht vorgesehene RCA-Vorstandsdirektor Andreas Fuchs hat sich doch nicht degradieren lassen. Fuchs hat laut STANDARD-Recherchen das Angebot, einen Fünfjahresvertrag als Geschäftsführer der Express-Interfracht (Ex-IF) anzunehmen, am 14. August abgelehnt. Er wird RCA daher Ende Dezember verlassen.

Diese vorzeitige Verabschiedung des RCA-Finanzchefs wird für die Staatsbahn nicht billig. Denn der 47-Jährige ist seit fast 28 Jahren bei der Bahn, hat sich von der Lehre in Managementfunktionen bei ÖBB-Postbus, ÖBB-Personenverkehr und zuletzt RCA hochgearbeitet und hat nun nicht nur Anspruch auf Auszahlung seines bis 2016 laufenden RCA-Vertrags, sondern auch auf Abfindung seiner Alteisenbahneransprüche. Selbige wurden ihm 2004 bei Einzug in die ÖBB-Postbus-Geschäftsführung von der damaligen Bahnführung zugesichert.

Zusammen mit der Abgeltung des Vorstandsvertrags bis 2016 dürfte der Abschied ein vergoldeter sein. Laut Insidern beläuft sich Fuchs' Anspruch auf "mehr als das Doppelte der Abfindung des im Unfrieden verabschiedeten ÖBB-Holding-Chefs Martin Huber". Da Huber mehr als 800.000 Euro ausgezahlt wurden, stünden Fuchs gut 1,6 Millionen Euro Abfindung zu. "Wenn das bekannt wird, bebt die Republik", heißt es in ÖBB-Führungskreisen.

Eine ÖBB-Pressesprecherin bezeichnet Summe und Größenordnung als "Humbug": "Die kolportierte Abfertigung ist definitiv falsch und entspricht nicht annähernd der wahren Größenordnung." Und: Eine Abgeltung der Ansprüche aus der Restvertragslaufzeit ist nicht vorgesehen.

Fuchs wollte die Causa nicht kommentieren, er verwies auf eine Stillhaltevereinbarung mit ÖBB-Holding-Chef Christian Kern, der zugleich als RCA-Aufsichtsratspräsident fungiert. Er hatte Fuchs 2010 - am Höhepunkt der Krise im Güterverkehr - als RCA-Chef installiert.

Unplausibel ist die Summe freilich nicht, denn bei einer Jahresgage von rund 300.000 Euro (inklusive Erfolgsbonus) beliefe sich allein die Auszahlung des Vertrags bis 2016 (samt anteiligen Prämien) auf rund 1,2 Millionen Euro brutto. Zuzüglich 20 Monatsentgelten an Abfertigung für 20 Dienstjahre als Alteisenbahner kämen gut 400.000 Euro hinzu.

Nebel umhüllen auch den Grund für Fuchs' vorzeitigen Abgang. Die ÖBB nennt keine, betont nur, dass die Führung der Logistiktochter Express-Interfracht eine Schlüsselfunktion für die Wachstumsstrategie ist, die Fuchs zugedacht gewesen sei. In Fuchs' Umfeld hingegen werden neben der Degradierung schwerwiegende Differenzen mit ÖBB-Chef Kern über die strategische Ausrichtung der ÖBB-Gütertochter genannt. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 27.9.2012)