Der MakerBot soll der 3D-Drucker des kleinen Mannes werden.

Screenshot: derStandard.at

3D-Drucker finden zunehmend Abnehmer aus allen möglichen Disziplinen: Von technischen Geräten bis hin zu prothesenartigen Konstrukten schaffen es 3D-Drucker präzise Modelle vom Computer in die echte Welt zu transportieren. Erst kürzlich haben Forscher, Ingenieure und Zahnärzte einen künstlichen Schnabel für einen Adler gedruckt, dessen Schnabel aufgrund eines Gesichtsschusses eines Jägers so entstellt war, dass das Tier nicht mehr alleine essen konnte. Anwendungsgebiete gibt es also mehr als genug. 

Chinesische Copycats

In Brooklyn, New York, gibt es eine Werkstätte namens BotCave, in der 125 Fabrikarbeiter an neuen Systemen der Fertigungstechnik arbeiten. Wie Wired berichtet, ist in diesem BotCave das Unternehmen MakerBot entstanden, ein Unternehmen, das seit Jahren versucht, den 3D-Drucker massentauglich zu machen. 13.000 Stück wurden in den letzten vier Jahren verkauft, alles Anfertigungen, die erst auf Bestellung gebaut wurden. Eine Zahl, die mit dem Replicator 2 deutlich steigen könnte. Im BotCave wird nämlich schon eifrig an etwas Anderem gearbeitet: Dem Replicator 2, der im Gegensatz zum MakerBot mit einer simplen Desktop-Anwendung funktioniert und deutlich weniger Vorwissen erfordert. Auch andere Unternehmen, wie Amazon, sind an den Entwicklungen interessiert. Amazon-CEO Jeff Bezos war einer von vielen, die sich an einem 10-Millionen-Dollar-Investment im letzten Jahr bei MakerBot beteiligten. Das Geld wird dringend benötigt, vor allem, wenn man sich gegen Copycats und anderen Geräten aus China behaupten will. 

Bessere Auflösung, besserer Output

Mit dem Replicator 2 soll das 3D-Drucken zukünftig noch viel einfacher funktionieren, nämlich so einfach wie das Drucken von Fotos. Die Preise fangen bei 2.199 US-Dollar an und erlauben das Drucken von kleineren Objekten. Der Replikator 2X kostet 2.799 US-Dollar, kann zwar auch nur mit kleinen Objekten umgehen, allerdings sind damit auch etwas komplexere Drucke möglich. Mehr Farben, genauere Outputs und eine zwei- bis dreifache Auflösung als beim Vorgängermodell. Auch das Gerät selbst habe sich stark verändert und sieht laut Wired sogar stylisch aus: Ein Metall-Gehäuse, das von LEDs indirekt ausgeleuchtet wird. Wired zufolge will MakerBot-CEO Bre Pettis das Gerät für den Massenmarkt vorbereiten und glaubt daran, dass in absehbarer Zukunft viele zu Hause so ein Gerät stehen haben werden. Deshalb wurde beim neuen Modell auch auf eine kostengünstige Variante hingearbeitet. Bald soll auch ein eigener Shop mit den Geräten in New York eröffnet werden.

MakerBot-Community

Wie auch die ersten Computer vor Jahrzehnten, haben die Besitzer der frühen 3D-Drucker die Geräte vor allem aus Experimentierfreudigkeit erworben. Nach dem großen Interesse an der Hardware des Gerätes, hat sich das Interesse der Drucker-Pioniere allerdings mittlerweile auf das Experimentieren mit den Drucken selbst verlagert. Eine ganze Community steckt mittlerweile dahinter, die auch online CAD-Files austauscht, modifiziert und an den MakerBot sendet. 

Anwendungsgebiet Zahnmedizin

Auch die anfangs erwähnten Anwendungsgebiete in der Medizin sind nicht zu unterschätzen: Gerade Zahnärzte, die Modelle von Gebissen erstellen, können anhand solcher Anfertigungen den Verlauf von Gebissveränderungen genau verfolgen und Zahnersatz damit genauestens modellieren. Da beim 3D-Drucken die Software das CAD-File analysiert, wird nur die Menge an Material verbraucht, die auch notwendig ist. Alles darüber hinaus wäre Verschwendung. Der Drucker zerlegt das Objekt in mehrere Schichten und baut es von unten nach oben auf. Wie es genau funktioniert, wird in Zukunft laut Wired auch völlig nebensächlich sein. Denn wie beim 2D-Drucken kommt es dann nur aufs Ergebnis an. Alles andere erledigt die Software. 

3D-Modelle für Zuhause

Eigene Designs können mittlerweile sogar über Online-Services als Massenware produziert werden. Sofern man das nötige Kleingeld hat. Versand an die Kunden inklusive. Für die Home-Version des Replicator 2 gibt es sogar umweltfreundliches Bioplastik, sodass auch die letzten Skeptiker überzeugt werden könnten. Inwieweit sich die Prognose bewahrheiten wird und der normale User zuhause 3D-Modelle anfertigen wird, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Dass es den Umgang mit Fertigung bzw. Herstellung von Prototypen, Schmuck oder künstlerisch gestalteten Skulpturen auf Dauer ändern wird, steht angesichts der sinkenden Kosten für die Anschaffung eines solchen Geräts fast außer Frage. (red, derStandard.at, 25.9.2012)