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Waldbrände nähern sich einem Haus nahe Pedralba bei Valencia. 2012 wurde in Spanien bisher mehr Land durch Feuer verwüstet als je zuvor.

Foto: REUTERS/HEINO KALIS

Madrid - Die Löschmannschaften haben in Ostspanien einen verheerenden Waldbrand weitgehend unter Kontrolle gebracht. Wie die Regierung der Region Valencia am Dienstag mitteilte, vernichteten die Flammen mehr als 5.500 Hektar Wald- und Buschland in den Bergen von Los Serranos. Sechs Dörfer waren vorsorglich evakuiert worden.

Die etwa 2.000 Bewohner konnten größtenteils in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Ursache des Feuers war zunächst unbekannt. Ein starker Westwind trieb den Rauch bis auf die Balearen-Insel Menorca. Die betroffene Gegend ist ein beliebtes Wandergebiet und gilt als die "grüne Lunge" von Valencia.

Mehr als 2000 Menschen in Sicherheit gebracht

Am Montag versuchten 31 Löschflugzeuge, mehr als 600 Feuerwehrleute und 360 Soldaten des Katastrophenschutzes, die von heftigem Westwind angefachten Flammen unter Kontrolle zu bringen. Sie erreichten bereits die Orte Chulilla und Bugarra. Mehr als 2000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Rauchschwaden verdunkelten nicht nur den Himmel über der Provinzhauptstadt, sie erreichten die Baleareninseln Mallorca und Menorca.

Spanien hat in diesem Jahr einen ungewöhnlich trockenen Sommer erlebt. Im ganzen Land brannten mehr Wälder nieder als in den vergangenen Jahren. Ende Juni waren bereits mehr als 40.000 Hektar bei Valencia ein Raub der Flammen geworden. 2012 versengten Wald- und Buschbrände in Spanien mehr als 160.000 Hektar, wie das Landwirtschaftsministerium bestätigte - eine Fläche fast so groß wie Wien, und ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen.

Auf Menorca ordnete ein Richter die Einweisung eines mutmaßlichen Brandstifters in Untersuchungshaft an. Der 40-Jährige soll insgesamt 13 Waldbrände auf der Ferieninsel Mallorca und dem benachbarten Menorca gelegt haben

97 Millionen Euro EU-Mittel gefordert

Während die Regierung nach Budgetkürzungen in der Waldpflege und bei Feuerwehren heftig kritisiert worden war, schiebt sie nun die Schuld auf die außergewöhnliche Trockenheit, Hitze und Starkwinde. Landwirtschafts- und Umweltminister Miguel Arias Cañete forderte zuletzt EU-Mittel über 97 Millionen Euro aus dem Katastrophenfonds für die um Valencia Geschädigten an. Auch für die Kanareninsel La Gomera, wo nicht minder heftige Brände wüteten, sei ein Antrag auf Finanzhilfe in Vorbereitung.

Umweltschutzorganisationen beklagen derweil den fehlenden politischen Willen, das Strafrecht zu verschärfen und so die juristische Verfolgung von Brandstiftern zu erleichtern. "Weniger als ein Prozent der Brandstifter wurden zwischen 2007 und 2010 in Spanien verurteilt", lamentiert Juande Fernández, Greenpeace-Sprecher für Andalusien: "Die Justiz und die Politik sind hier gefordert. Um die Waldbrandproblematik in den Griff zu bekommen, müssten sich beide um mehr kümmern als nur um die Bewusstseinsbildung." (jam, DER STANDARD, 25.9.2012)