Innsbruck - Ein Mann hängt kopfüber von einem Ast und streckt sich nach der Wasseroberfläche eines spiegelglatten Sees. Traumhaft wirkt diese in verblichenen Pastelltönen gehaltene Fotografie (Loch II, 2012). Der junge Fotograf Sascha Weidner zeigt in der Ausstellung Just Let Go im FO.KU.S in Innsbruck Menschen, alltägliche Situationen, Objekte oder Landschaften aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel.
Es sind poetische Momentaufnahmen, die sich an der Grenze von Inszenierung und Zufall sowie privat und öffentlich bewegen und sich auf die Suche nach dem perfekten Augenblick begeben.
Um den richtigen Moment auszuloten, bedient sich Weidner gleich mehrerer Inszenierungen: Einerseits stellt er Fotografien gerne auf den Kopf, was dazu führt, dass abgebildete Menschen zu schweben scheinen. Andererseits greift Weidner, der an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig Fotografie, Film und Kommunikationsdesign studiert hat, zusätzlich auf sein persönliches Archiv zurück:
In einem assoziativen Arrangement mischt er private Aufnahmen mit künstlerischen Fotografien. Damit inszeniert er Geschichte(n) immer wieder neu. Oder aber er bedient sich eines indirekten Präsentierens und zeigt Menschen in Rückenansichten oder in ein Laken gewickelt; das Gesicht mit einem Taschentuch oder Foto verdeckt.
Beständig "auf der Suche nach dem, was mich trifft", wie es Sascha Weidner erklärt, geht es ihm vielmehr um den Moment der Einsicht als der Draufsicht. Und deshalb wird manchmal auch nur die Rückseite einer Fotografie gezeigt. Wie z. B. bei Love III, 2012, wo dann "Love.jpg" aufgedruckt zu lesen ist. Und sonst nichts - und der perfekte Augenblick als Bild dann erst im Kopf des Betrachters entsteht. Denn da scheint er für jede und jeden perfekt. (Theresa Kotyk, DER STANDARD, 25.9.2012)