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In (manchen) Schweizer Lokalen wird weiter geraucht.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bern - Mit Zweidrittelmehrheit haben sich die Schweizer in einer Volksabstimmung am Sonntag gegen ein ausnahmsloses bundesweites Rauchverbot in öffentlich zugänglichen Räumen ausgesprochen. Laut der dritten Hochrechnung am frühen Nachmittag stimmten nur 34 Prozent für die Initiative "Schutz vor Passivrauchen" der Schweizer Lungenliga und anderer Organisationen. Die Wahlbeteiligung lag laut Hochrechnung bei 41 Prozent.

Die von Linken und der Evangelischen Volkspartei (EVP) unterstützte, von Bundesrat und Parlament abgelehnte Anti-Rauch-Initiative hatte verlangt, dass künftig alle Arbeitsplätze in der Schweiz frei von blauem Dunst sein sollten. Dadurch wären Raucherbereiche in Büros, Raucherlokale sowie abgetrennte Räume in Gaststätten untersagt worden, die laut Bundesgesetz erlaubt sind.

Gastronomen befürchteten Umsatzeinbußen

"Wir bedauern den Volksentscheid, aber akzeptieren ihn", reagierte Lungenliga-Direktorin Sonja Bietenhard auf das Abstimmungsergebnis. "Dass weiterhin an die 30.000 Mitarbeitende in der Gastronomie im Tabakrauch arbeiten und so ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen", sei jedoch "problematisch" Das bedauerte auch FDP-Ständerat Joachim Eder, öffentlicher Gegner der Anti-Passivrauch-Initiative. Angestellte in der Gastronomie, die unter anderem in sogenannten Fumoirs bedienen, arbeiteten dort jedoch freiwillig, aufgrund eines Arbeitsvertrags, ergänzte er.

Gastronomenverbände hatten im Vorfeld der Abstimmung für den Fall bundesweit strengerer Bestimmungen Umsatzeinbußen befürchtet. Auf den Entscheid reagierten sie ebenso erleichtert wie der Chef der traditionsreichen Schweizer Zigarrenfirma Villiger: "Das ist ein klarer Etappensieg für die Tabakbranche und die Gastronomie", sagte Heinrich Villiger.

Umfassendes Rauchverbot in 26 Kantonen

Die Diskussion um strengere Antirauch-Bestimmungen und Arbeitnehmerschutz sei damit jedoch nicht verstummt, sondern werde in den Kantonen weitergeführt, wandte hier SP-Nationalrat Jean-Francois Steiert ein. Tatsächlich gilt schon jetzt in acht der 26 Schweizer Kantone ein umfassendes Rauchverbot, so wie es die abgeschmetterte Initiative gefordert hatte. In sieben Kantonen sind Raucherräume erlaubt, Rauchergaststätten hingegen verboten.

Nur elf Schweizer Kantone folgen dem Bundesgesetz, das seit Mai 2010 in Kraft ist. Es untersagt den blauen Dunst in geschlossenen Räumen, die öffentlich zugänglich sind, sowie in allen Büros, wenn der Raum mehr als einer Person als Arbeitsplatz dient - lässt jedoch in Form von Raucherecken und Raucherlokalen Ausnahmen zu. Die reale Vielfalt an unterschiedlichen Bestimmungen wurde in der Schweiz vielfach schon als "Regel-Wirrwarr" bezeichnet. (bri, DER STANDARD, 24.9.2012)