Was waren das für Zeiten, als wir als Halbwüchsige für mehrere Tagen oder Wochen fernab vom Elternhaus nur mit ein paar naiven ErzieherInnen, die man herrlich austricksen und auf die Schaufel nehmen konnte, Ferien verbracht haben.
Ob die Zähne geputzt, das Gemüse gegessen und der Hals gewaschen war, konnte keiner kontrollieren. Schließlich wussten die Aufsichtspersonen nichts über unsere schlauen Tricks und Geheimnisse, wenn es darum ging, die Erwachsenen hinters Licht zu führen.
Vorbei die Zeiten der Geheimnisse. Ab sofort werden Mama, Papa, Oma, Opa, Tante, Onkel und jeder, den es sonst noch interessiert, via Facebook und Twitter auf dem Laufenden gehalten, wenn die Sprösslinge im Ferienlager sind. Keiner muss mehr darüber grübeln, was der Nachwuchs isst, wo er seine Zeit verbringt und ob es regnet oder die Sonne scheint. Ruf Reisen twittert - brandaktuell - über den Tagesablauf der Kids im Ferienlager. Nichts bleibt mehr verborgen, 24 Stunden pro Tag können besorgte Eltern mit Abnabelungsschwierigkeiten am Privatleben ihrer Kinder teilhaben. Beruhigend. Oder? (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 3.10.2012)