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Drohnenjournalismus gehört zu den weltweit am meisten gehypten Journalismustrends.

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Drohnen sind nach Ansicht des US-Medienforschers Matt Waite in Zukunft fester Bestandteil des Journalismus. "In fünf Jahren werden alle großen Medienhäuser zumindest mit Drohnen experimentieren", sagte der Wissenschaftler der Universität Nebraska-Lincoln am Donnerstag in Hamburg auf der Medienkonferenz Scoopcamp. Mit Hilfe der ferngesteuerten Fluggeräte könnten Fotos und Videos von verwüsteten Orten oder Krisengebieten gemacht werden, die zu Fuß nicht zu erreichen wären.

Mit Drohnen könnten Reporter auch Daten über Luftverschmutzung messen oder bei einer Reaktorkatastrophe wie im japanischen Fukushima Informationen über radioaktive Strahlung einholen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, erklärte Waite. Ein weiterer Vorteil für Medien und Reporter: Solche Drohnen sind sehr günstig. In der Spielzeugvariante kosten sie wenige hundert Euro, für den professionellen Einsatz wenige tausend Euro. "Das ist viel, viel billiger als der Einsatz eines Hubschraubers oder die Nutzung von Satellitentechnik", sagte Waite.

Ethische Fragen

Ethische Fragen wie der Schutz der Privatsphäre müssten erörtert und beantwortet werden, "doch das gilt für den Paparazzi mit dem Riesenobjektiv genauso". Deutsche Medien nutzen schon heute hin und wieder Drohnen, beispielsweise für Luftaufnahmen von Landschaften oder Brandherden - allerdings in engen Grenzen. Denn der Einsatz von Drohnen im Luftraum ist streng reglementiert. "Da werden die Gesetzgeber in den kommenden Jahren sicher Lösungen finden."

Doch nicht nur Luftbilder und Messungen sind für Journalisten interessant. Im Internetzeitalter gibt es eine Flut von frei verfügbaren Daten, die aber als reiner Zahlensalat wenig Wert für den Menschen haben, wie Simon Rogers vom britischen "Guardian" erläuterte. "Zahlen ohne Kontext sind nur Zahlen." Der "Guardian" hat eine eigene Online-Abteilung, die verschiedene Daten - Wahl- und Sportergebnisse ebenso wie Bevölkerungsstatistiken - auswertet und in interaktive Grafiken packt. "Manchmal entstehen daraus echte Aufmacher, manchmal eher Erklärstücke. Unsere Aufgabe als Datenjournalisten ist es, aus Daten Geschichten zu machen."

Das Scoopcamp wurde in diesem Jahr zum vierten Mal ausgerichtet, um Journalisten, Medienmacher, Programmierer und Internetexperten zusammenzubringen. Veranstalter sind die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und das Business-Netzwerk Hamburg@work. (APA, 20.9.2012)