Die Abgeordneten der FPK sind zum siebenten Mal aus dem Kärntner Landtag ausgezogen. Sie wollen damit, wie schon sechsmal zuvor, einen Mehrheitsbeschluss von SPÖ, ÖVP und Grünen für Neuwahlen noch im November verhindern. Verständlich. Denn praktisch jeden Tag poppt ein neuer übler Skandal auf, in dem die Suchbegriffe "Freiheitliche", "System Haider", "Geld", "staatsanwaltliche Untersuchung" und "noch nicht rechtskräftig" eine Rolle spielen.

Zuletzt ging es um Parteienfinanzierung im Zusammenhang mit dem (zu billigen) Verkauf einer Filet-Immobilie am Wörthersee an Frank Stronach. Parteikassier: der jetzige Landeshauptmann Gerhard Dörfler. Die FPK-Partie verweigert den normalen demokratischen Vorgang. Aber dasselbe geschieht derzeit im Zentrum der Regierung.

Bundeskanzler Werner Faymann verweigert den normalen demokratischen Vorgang eines Erscheinens vor dem Korruptions-Untersuchungsausschuss. Das heißt, seine Parteifreunde und die am Nasenring mitgeschleifte ÖVP verhindern seine Ladung. Jedenfalls will sich Faymann offenkundig nicht dazu befragen lassen, dass auf seine Veranlassung von Staatsfirmen Abermillionen an Steuergeldern für Inserate in geneigte Massenzeitungen gesteckt wurden.

Faymann ist Bundeskanzler. Von ihm sollte man etwas anderes erwarten als von der abenteuerlichen Kärntner Truppe. Aber auch er verweigert Demokratie. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 20.9.2012)