Zimmerservice, Babysitter auf Anfrage oder Fitnesscenter - wer in einem luxuriösen Hotel residiert, kann auf viele Dienstleistungen direkt vor Ort zurückgreifen. Nur auf eine nicht: Einen eigenen Fuhrpark leistet sich kaum ein Hotel. "Das rentiert sich auch nicht, ich kenne kaum Hotels, die eine eigene Autoflotte besitzen", so Silvia Kahler, PR-Verantwortliche für das Luxus-Hotel Ritz am Schubertring in Wien. Auch das Ritz-Carlton lagert das Thema Auto aus. "Wir greifen auf eine Mietwagenfirma zurück."
Auch die anderen großen Hotels in Wien halten einen eigenen Fuhrpark für wenig sinnvoll. Das Hilton kooperiert mit der Mietwagenfirma Sixt, das Sofitel mit Europcar. "Wenn die Kunden einen Mietwagen-Wunsch haben, vermitteln wir ihnen ein passendes Auto über ein externes Mietwagenunternehmen", so die Auskunft im Hotel Sacher. Ein gut gerüsteter Fuhrpark in der Hotelgarage ist also Fehlanzeige.
Kein Kernbereich des Hotels
Für Henning Heise, der mit seiner Firma FleetConsulting Unternehmen in Sachen Fuhrpark berät, hält einen hoteleigenen Fuhrpark für „zu teuer und aufwendig". Die Hotelgäste haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse, Familien benötigen große Wägen, Business-Kunden greifen gerne auf kleinere Modelle zurück. "Da ist es sinnvoller, wenn man auf Mietwagenunternehmen zurückgreift." Fast alle Reisenden kennen die verschiedenen Mietauto-Anbieter, man erwarte sich zwar Unterstützung und gute Konditionen, aber ansonsten ist die Mobilität vor Ort Kundensache.
Eine Frage der Auslastung
Auch Annette Mallinger hat in 15 Jahren Fuhrpark-Management-Erfahrung kein einziges Hotel betreut. Dass Hotels einen eigenen Fuhrpark mit Leasing unterhalten, hält sie aber nicht für gänzlich sinnlos. "Es ist eine Frage der Auslastung, wenn viele Gäste Autos mieten, könnte man schon einen Fuhrpark andenken und den dann auch vermarkten. Jedes Auto ist auch eine Werbefläche. Man sollte aber auch andere Fahrzeuge zur Verfügung stellen, im städtischen Bereich zum Beispiel E-Bikes oder Segways."
Die großen heimischen Fuhrparkmanagement-Firmen bestätigen: Hotels leisten sich keinen eigenen Fuhrpark. Wenn, dann besteht er aus ganz wenigen Liebhaberautos, die jedoch dem Hotel selbst gehören. Das Vier-Sterne-Superior-Hotel Bergergut im Mühlviertel bietet seinen Gästen zum Beispiel zwei Audis und zwei Harleys an. Die sind jedoch nicht geleased, sondern stehen im Besitz des Hotels. Und Hotelgäste müssen für ihre Nutzung extra zahlen.
Andere Länder, andere Sitten
Andere Auto-Dimensionen findet man in Hongkong. Dort hat die Hotelkette Peninsula 14 nagelneue Rolls Royce Phantom bestellt. Die Hotelgäste werden seit 35 Jahren in den teuren Limousinen herumchauffiert. 1970 ging die erste rekordverdächtige Bestellung von sieben Silver Shadows ein. Seitdem erneuerte das Hotel sieben Mal seine Flotte und stellte nun den achten Bestellrekord auf. In Österreich undenkbar: "Hierzulande sind Autos kein Kernbereich des Hotels", so Heise. (Karin Jirku, derStandard.at, 23.9.2012)