"Ein Spielplatz für alle", fordert der Verein Kibiz.

Foto: APN/Michael Probst

Mit einem behinderten Kind sind die Freizeitmöglichkeiten in Wien begrenzt: Von 12.000 Spielgeräte auf 500 Spielplätzen ist nur ein Bruchteil behindertengerecht. Darum sammelt Renate Taurer vom gemeinnützigen Verein Kibiz nun Geld für eine rollstuhlgerechte Schaukel im Augarten.

Es liegt noch ein weiter Weg vor ihr, denn die Schaukel ist teuer. Die 25.000 Euro, die dafür nötig sind, will Taurer bis zum nächsten Frühling durch verschiedene Spendenaktionen beisammenhaben. Dann soll die Schaukel am Waldspielplatz im Augarten aufgestellt werden.

"Man kann so eine Schaukel nicht einfach beim Bauhaus kaufen", erklärt sie den hohen Preis des Spielgeräts. Die Schaukel, auf die man mit dem Rollstuhl fährt, und die Taurer als "Liftplattform, die hin und herschwenkt" beschreibt, muss aus einem viel massiveren Material bestehen. Außerdem muss sie jährlich gewartet werden.

Kaum Unterstützung

Die Burghauptmannschaft, zuständig für den Augarten, hat sich bereit erklärt, die Kosten für diese jährliche Wartung zu übernehmen. Sonst gibt es keine Unterstützung durch öffentliche Gelder.

Dabei ist die Rückmeldung auf das Vorhaben des Verein Kibiz überaus positiv: Man habe sogar Anrufe aus Salzburg bekommen mit der Bitte, sich dort für eine rollstuhlgerechte Schaukel einzusetzen.

Initiative stößt auf Anklang

Auch in Wien selbst ist man froh über die Initiative vom Kibiz: "Wir hoffen sehr, dass sie damit Erfolg haben", sagt Emma Tenniswood, selbst Mutter von zwei behinderten Kindern: "Die meisten Spielplätze sind nur für gesunde Kinder ausgelegt."

Oft sei es dort auch einfach zu laut für behinderte Kinder. "Und es ist nicht schön, wenn die Kinder am Spielplatz dauernd angestarrt werden", fügt Tenniswood hinzu. Vor einem Jahr gründete sie den Verein "get2gether", mit dem sie Veranstaltungen für Familien mit - wie sie sagt - "besonderen Kindern" plant.

Die MA 42, zuständig für Spielplätze in Wien, verweist auf ihre Parkrichtlinien, in denen festgelegt ist, dass alle Spielplätze barrierefrei zugänglich sein müssen. Weiters geben es auf "nahezu jedem Spielplatz" barrierefreie Spielgeräte: "Es darf sich niemand ausgeschlossen fühlen", sagt Joachim Chen vom Stadtgartenamt.

Großer Bedarf in Wien

Der Verein Kibiz sieht das differenzierter: "Es gibt eine sehr große Bandbereite an Behinderungen und viele davon benötigen eigens darauf zugeschnittene Geräte." Daher müssten Spielgeräte für blinde Kinder ganz anders aussehen, als jene für Rollstuhlfahrer. In ganz Wien gebe es massiven Bedarf an weiteren Geräten.

Nach dem Aufstellen der Schaukel im Augarten ist die Arbeit für den Verein Kibiz daher noch lange nicht getan. Der Verein will möglichst viele Spielplätze in Wien behindertenfreundlicher machen, und damit zu Inklusion beitragen, so Taurer: "Beim Spielen kommen sich alle Kinder näher."  (Franziska Zoidl, derStandard.at, 28.9.2012)