Cover des Magazins "Charlie Hebdo".

Foto: derStandard.at/Screenshot

Paris - Eine französische Satire-Zeitschrift provoziert neue Wutausbrüche radikaler Islamisten. Ungeachtet der gewaltsamen Proteste gegen den Mohammed-Schmähfilm aus den USA veröffentlicht das Magazin "Charlie Hebdo" in seiner Ausgabe vom Mittwoch Karikaturen des Propheten und Religionsstifters. Die Zeichnungen seien "nicht provozierender als gewöhnlich", rechtfertigte sich der verantwortliche Redakteur Stéphane Charbonnier am Dienstag in einem Interview des Nachrichtensenders iTele. Die Karikaturen würden nur diejenigen schockieren, die schockiert sein wollten. Zugleich verwies er auf die Pressefreiheit.

Die französische Regierung rief die Medien des Landes am Dienstagabend auf, vor dem Hintergrund der aktuellen Situation Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Er missbillige jeglichen Exzess, hieß es in einer Stellungnahme von Premierminister Jean-Marc Ayrault. In Frankreich gelte die Meinungsfreiheit, gleichzeitig müsse aber Toleranz und Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen walten. Der Rat der Muslime Frankreichs CFCM verurteilte die Veröffentlichung als "neuen islamfeindlichen Akt", rief aber dazu auf, besonnen zu reagieren.

Das Satiremagazin "Charlie Hebdo" hatte wegen ähnlicher Provokationen bereits mehrfach Ärger. Nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" gingen im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen auf. Die Titelseite zeigte eine Mohammed-Karikatur mit der Äußerung: "Hundert Peitschenhiebe, wenn Sie sich nicht totlachen". Bereits 2006 hatte "Charlie Hebdo" mit der Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen für Aufregung gesorgt.

Botschaften schließen am Freitag

Aus Angst vor gewaltsamen Angriffen wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich werden am Freitag die französischen Botschaften und Schulen in rund 20 Ländern geschlossen. Das teilte das Außenministerium in Paris am Mittwoch mit. Befürchtet werden offenbar Ausschreitungen nach den Freitagsgebeten in muslimischen Ländern.

Webseite von Hackern attackiert

Am Tag der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen im französischen Satire-Blatt "Charlie Hebdo" haben Hacker den Online-Auftritt der Zeitschrift lahmgelegt. Die Website kann derzeit nicht abgerufen werden. Vermutlich handle es sich bei den Angreifern um radikale Islamisten, sagte eine Sprecherin des Blattes der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Bisher sei es nicht gelungen, wieder online zu gehen.

Die Facebook-Seite wurde ebenfalls attackiert, sie konnte nach einiger Zeit aber wieder aufgerufen werden. Ungeachtet der weltweiten Massenproteste gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film aus den USA hatte "Charlie Hebdo" am Mittwoch neue, teils derbe Karikaturen des Propheten veröffentlicht. (APA, 18.9.2012)